Die Inflation auf Produzentenebene in den USA hat im November einen unerwarteten Sprung gemacht und damit Bedenken ausgelöst, dass Verbraucherpreise bald folgen könnten. Die jüngsten Zahlen des Bureau of Labor Statistics (BLS) zeigen, dass der Producer Price Index (PPI), der die durchschnittlichen Preisänderungen auf Hersteller- und Produktionsebene misst, im Vergleich zum Oktober um 0,4 % gestiegen ist und im Jahresvergleich bei 3 % liegt. Dies markiert den höchsten Anstieg seit Februar 2023.
Ursachen und Auswirkungen der gestiegenen Produzentenpreise
Ein erheblicher Teil des Anstiegs ist auf einen dramatischen Preisanstieg bei Lebensmitteln zurückzuführen, insbesondere bei Hühnereiern, deren Preis um 54,6 % in die Höhe schnellte. Dieser außergewöhnliche Anstieg, der auf eine tödliche Vogelgrippe und erhöhte Feiertagsnachfrage zurückzuführen ist, machte etwa ein Viertel des gesamten monatlichen Anstiegs des PPI aus. Die Lebensmittelpreise stiegen insgesamt um 3,1 % – der größte monatliche Anstieg seit November 2022.
Energie- und Lebensmittelpreise können aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse wie Wetter, Krankheiten oder Lieferkettenprobleme großen Schwankungen unterliegen. Ökonomen konzentrieren sich daher oft auf die sogenannten Kern-Inflationsmessungen, die diese volatilen Kategorien ausklammern. Der Kern-PPI stieg im November moderater um 0,2 % im Vergleich zum Vormonat und hielt im Jahresvergleich bei 3,4 %, was den Erwartungen entsprach.
Expertenmeinungen: Eine holprige Reise zur Inflationskontrolle
Oren Klachkin, Finanzmarktexperte von Nationwide, beschreibt die aktuelle Entwicklung als eine „holprige Reise“ zur Erreichung der Inflationsziele der US-Notenbank (Fed). Er erwartet jedoch, dass die Fed bei ihrem nächsten Treffen weiterhin eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte beschließen wird, auch wenn die Verlangsamung der Inflation offenbar ins Stocken gerät.
Kyle Anderson, Ökonom an der Indiana University, betonte, dass der PPI ein wichtiger Indikator sei, da er oft vorausdeutet, was Verbraucher bald an der Ladenkasse erwartet. „Die höheren Preise, die wir jetzt bei Produzenten sehen, könnten sich in den kommenden Monaten in steigenden Verbraucherpreisen widerspiegeln,“ erklärte er. Besonders der Consumer Price Index (CPI), der die Veränderungen der Verbraucherpreise misst, dürfte in den kommenden Monaten unter Beobachtung stehen.
Höhere Lebensmittelpreise treffen Verbraucher zur ungünstigsten Zeit
Die Lebensmittelpreisinflation wird sich möglicherweise bald in höheren Supermarktrechnungen niederschlagen, warnen Experten. Elizabeth Renter, Chefökonomin von NerdWallet, betont, dass November ein besonders schwieriger Monat für Verbraucher sei, da viele Menschen in der Ferienzeit für Familie und Freunde kochen. „Die jüngste Spitze bei den Lebensmitteln auf Großhandelsebene muss sich nicht zwangsläufig zu einem Trend entwickeln, könnte aber kurzfristig die Haushaltsbudgets belasten,“ sagte sie.
Wider Erwarten starke Inflation trotz Zinssenkungen
Interessanterweise stiegen die Produzentenpreise stärker als von Ökonomen erwartet. Prognosen hatten einen Anstieg von 0,2 % monatlich und 2,6 % jährlich vorhergesagt. Der stärkere Anstieg könnte auch mit der sogenannten Basiseffekt-Problematik zusammenhängen: Im Vergleich zum Vorjahr, als die Inflation stark nachließ, wirken aktuelle Preissprünge größer.
Die Federal Reserve, die in den letzten Jahren aggressiv gegen die Inflation vorgegangen ist, sieht sich nun mit der Herausforderung konfrontiert, dass der Rückgang der Inflation langsamer verläuft als erhofft. Dies könnte die Strategie der Zinssenkungen im Jahr 2025 verzögern.
Fazit: Verbraucherpreise unter Beobachtung
Obwohl ein Teil des jüngsten Inflationsanstiegs durch ungewöhnliche Faktoren wie die Vogelgrippe erklärt werden kann, bleibt das allgemeine Bild angespannt. Steigende Produzentenpreise, insbesondere bei Lebensmitteln, könnten bald auf Verbraucher durchschlagen – und das zu einer Zeit, in der viele Familien bereits mit hohen Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben. Ökonomen raten, die Entwicklungen der Verbraucherpreise (CPI) genau zu beobachten, da diese entscheidend für die Geldpolitik der kommenden Monate sein werden.
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