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geralt (CC0), Pixabay
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In den letzten 140 Jahren haben zahlreiche US-Präsidenten versprochen, die föderale Bürokratie zu reformieren. Der Weg dahin war jedoch immer mit Hürden verbunden. Schon im späten 19. Jahrhundert führten Korruption und Vetternwirtschaft zu Forderungen nach einer professionellen, auf Leistung basierenden Bürokratie. Damals wurde Präsident James Garfield von einem enttäuschten Unterstützer ermordet, der keinen Posten erhalten hatte – ein schockierender Moment, der die Notwendigkeit für Reformen unterstrich.

Ironischerweise scheint sich die Geschichte jetzt in gewisser Weise zu wiederholen. Während Al Gore unter Bill Clinton ein Team leitete, um die Regierung effizienter zu machen (REGO), verspricht Donald Trump nun mit Elon Musk und Vivek Ramaswamy eine neue Initiative namens Department of Government Efficiency (DOGE). Doch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Ansätzen von damals und heute.


REGO: „Reinventing Government“ unter Al Gore

Unter Präsident Clinton wurde Gore 1993 mit der Leitung einer umfassenden Reform beauftragt, die als „Reinventing Government“ (REGO) bekannt wurde. Ziel war es, die Regierung effizienter zu gestalten, die Bürokratie zu entschlacken und die Steuergelder besser zu nutzen. Gore und sein Team, bestehend aus Hunderten von Regierungsangestellten, arbeiteten monatelang daran, konkrete Vorschläge auszuarbeiten.

Die Initiative hatte sichtbare Ergebnisse:

  • Gesetzesänderungen: Viele der Empfehlungen wurden vom Kongress in Gesetze umgesetzt – mit breiter parteiübergreifender Unterstützung.
  • Stellenabbau: Die Bundesregierung reduzierte den Personalbestand um 351.000 Stellen, wobei nicht alle Kürzungen direkt auf REGO zurückzuführen waren.
  • Effizienzgewinne: Es wurden zahlreiche Regularien gestrichen, um Prozesse zu vereinfachen.

REGO war auch eng mit Clintons berühmter Aussage von 1996 verknüpft: „The era of big government is over“ – ein Motto, das ihm in seiner Wiederwahlkampagne half.

Doch die langfristigen Auswirkungen waren begrenzt. Das Wachstum der Regierungsausgaben setzte sich nach Clintons Amtszeit fort, was laut Elaine Kamarck, einer damaligen REGO-Leiterin, weniger an der Größe der Regierung als an wachsenden Sozialausgaben und späteren Ereignissen wie den Kriegen unter George W. Bush lag.


DOGE: Ein moderner, technikgetriebener Ansatz

Trumps Ansatz mit DOGE unterscheidet sich grundlegend von REGO. Während Clinton und Gore Optimismus und Zusammenarbeit betonten, ist Trumps Rhetorik geprägt von Misstrauen gegenüber der Bürokratie, die er als Teil eines „deep state“ brandmarkt.

Elon Musk und Vivek Ramaswamy, die Anführer von DOGE, setzen stark auf Technologie, insbesondere künstliche Intelligenz, um Einsparungen zu erzielen und die Regierungsmaschinerie zu verschlanken. Allerdings gibt es Bedenken, dass sie dabei einen „Vorschlaghammer-Ansatz“ verfolgen könnten, der sich eher auf Kürzungen konzentriert, als auf eine langfristige Verbesserung der Effizienz.


Parallelen und Unterschiede

Es gibt zwar Ähnlichkeiten zwischen den beiden Reformversuchen – beide suchen nach neuen Wegen, um Kosten zu senken und Prozesse zu modernisieren –, doch die Herangehensweisen könnten nicht unterschiedlicher sein:

  1. Zusammenarbeit mit Zivilbeamten: Gore sah die erfahrenen Zivilbeamten als Verbündete und setzte auf interne Expertise. Musk und Ramaswamy hingegen scheinen auf externe Lösungen und Automatisierung zu setzen.
  2. Vision und Rhetorik: Clinton und Gore propagierten eine positive Vision eines effektiveren Staates. Trumps Ansatz fokussiert sich auf die Bekämpfung von wahrgenommenen Problemen wie Korruption und Ineffizienz, oft in konfrontativer Weise.

Fazit

Die Geschichte von REGO bietet wertvolle Lektionen für DOGE. Elaine Kamarck betonte, dass technologische Fortschritte sicherlich neue Möglichkeiten zur Reform bieten, rät aber dazu, das Fachwissen innerhalb der Regierung zu nutzen, anstatt es zu ignorieren. Auch Peter Morrissey von der Volcker Alliance warnt davor, die Rolle erfahrener Zivilbeamter zu unterschätzen.

Ob DOGE langfristig erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird sein, ob Musk und Ramaswamy ihre Vorschläge nicht nur mit Innovation, sondern auch mit realistischer Umsetzbarkeit und breiter Unterstützung anpacken – eine schwierige, aber nicht unmögliche Aufgabe.

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