Verteidigungsminister Pete Hegseth hat die US-Streitkräfte angewiesen, innerhalb von 60 Tagen Pläne zur Einführung geschlechtsneutraler Fitnessstandards für alle militärischen Kampfpositionen vorzulegen. Diese neuen Vorgaben sollen laut Hegseth die „Lethalität“ der Truppen erhöhen – doch besonders weibliche Militärangehörige und Experten schlagen Alarm. Sie befürchten, dass Frauen durch die neue Regelung aus dem Militär gedrängt werden könnten.
Der Hintergrund:
- Hegseth hatte vor seiner Ernennung in einem Podcast erklärt, dass Frauen „nicht in den Kampfeinsatz gehören“, eine Aussage, die er später für seine Bestätigung im Amt revidierte.
- Der neue Erlass verlangt einheitliche Fitnessanforderungen für alle Geschlechter bei Positionen im direkten Kampfeinsatz – etwa in der Artillerie, Infanterie oder Panzertruppen.
- Die Umsetzung der neuen Regeln soll innerhalb von sechs Monaten erfolgen.
Kritik und Skepsis
Lorry Fenner, ehemalige Air-Force-Offizierin und Expertin bei der Service Women’s Action Network, äußerte sich kritisch:
„Wir befürchten, dass dies ein verdeckter Versuch ist, Frauen aus Kampfpositionen zu verdrängen. Warum sollte man bleiben, wo man offensichtlich nicht willkommen ist?“
Senatorin Tammy Duckworth (D-Illinois), selbst ehemalige Kampfpilotin, nennt Hegseths Argumentation „unaufrichtig“:
„Alle Kampfpositionen haben bereits geschlechtsneutrale Standards. Es geht hier nicht um Fitness, sondern um Ideologie.“
Ein zentrales Problem sehen Kritiker auch darin, dass Fitness allein kein Maßstab für militärische Führungsfähigkeit sei. Kris Fuhr, Gender-Integrationsexpertin der Armee, sagt:
„Schnell laufen macht niemanden zu einem besseren Soldaten.“
Was bedeutet das konkret?
- Bereits jetzt müssen Frauen im Infanteriedienst die sogenannten High Physical Demand Tasks bestehen – ein geschlechtsneutraler Test.
- Viele Soldatinnen hatten in der Vergangenheit Schwierigkeiten mit zu hoch angesetzten Tests, etwa beim 2021 eingeführten geschlechtsneutralen Combat Fitness Test – über 40 % der Frauen fielen durch.
- Eine RAND-Studie aus 2022 kam zu dem Ergebnis, dass diese Tests nicht eindeutig die Kampftauglichkeit widerspiegeln und die Rekrutierung erschweren könnten.
Ein Balanceakt für das Militär
Michael McGurk, ehemaliger Forschungsdirektor der Army, schlägt stattdessen gezielte Anpassungen bestehender Tests vor, statt das System grundlegend zu verändern. Die Streitkräfte hätten bereits „umfangreiche, moderne, gut erforschte“ Testsysteme.
Ausblick
Ob Hegseths Maßnahme zu einem effizienteren Militär oder zu einer neuerlichen Debatte über Gleichstellung und Ausgrenzung führt, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Der Widerstand wächst – sowohl bei weiblichen Veteraninnen als auch bei politischer Opposition.
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