Am Freitag reiste der US-Vizepräsident JD Vance zusammen mit weiteren hochrangigen Vertretern der Trump-Regierung nach Grönland. Ziel des Besuchs war die US-Militärbasis „Pituffik Space Base“ im abgelegenen Norden der Insel – rund 1.200 Kilometer vom grönländischen Regierungssitz in Nuuk entfernt. Grönländische Offizielle oder die Bevölkerung sind nicht Teil des Besuchsprogramms.
Hintergrund: Trumps Interesse an Grönland
Die Reise findet vor dem Hintergrund von Donald Trumps wiederholten Äußerungen statt, dass die USA Grönland kaufen oder zumindest mehr Kontrolle über das Gebiet erlangen sollten. Grönland gehört politisch zu Dänemark, ist aber weitgehend autonom. Trump sieht die Insel unter anderem wegen strategischer Interessen und wegen ihrer Rohstoffe – insbesondere seltener Erden – als bedeutsam an.
Kritik aus Grönland und Dänemark
Der Besuch wurde im Vorfeld von grönländischer Seite deutlich kritisiert. Ministerpräsident Múte B. Egede bezeichnete ihn als „Provokation“. Die grönländische Regierung hat sich bisher nicht konstituiert, da die Parlamentswahl vom 11. März noch keine neue Regierung hervorgebracht hat. Beobachter werten den Besuch daher als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Insel.
Zudem war ursprünglich ein umfangreicheres Besuchsprogramm geplant, inklusive Teilnahme der Ehefrau des Vizepräsidenten, Usha Vance, an einem traditionellen Hundeschlittenrennen und kulturellen Veranstaltungen. Dies wurde jedoch nach massiver Kritik aus Nuuk und Kopenhagen kurzfristig gestrichen.
Isolation statt Austausch
Statt Begegnungen mit der Bevölkerung stehen nun lediglich militärische Gespräche auf dem Programm. Die Delegation, zu der auch Sicherheitsberater Mike Waltz und Energieminister Chris Wright gehören, besucht ausschließlich die Pituffik-Basis, wo etwa 650 Personen stationiert sind – darunter auch dänische und grönländische Zivilangestellte.
Eine geplante Begrüßung der US-Delegation durch grönländische Institutionen wurde abgesagt. Eine Reiseagentur aus Nuuk zog ihre Zusage zurück und begründete dies öffentlich: „Wir wollen kein Teil dieser PR-Show sein – Grönland gehört den Grönländer:innen.“
Sponsoring durch US-nahes Netzwerk
Organisiert wurde der Besuch offenbar durch Tom Dans, einen früheren Berater der Trump-Regierung und heutigen Geschäftsführer eines US-Unternehmens, das engere Wirtschaftsbeziehungen mit Grönland anstrebt. Auch das US-Außenministerium unterstützte die Hundeschlitten-Veranstaltung, u.a. mit Fördermitteln für den Transport der Schlitten und Hunde – in einer Zeit, in der über 80 % anderer Entwicklungshilfemaßnahmen gestrichen wurden.
Fazit
Der Besuch von Vizepräsident Vance in Grönland ist nicht nur symbolisch aufgeladen, sondern auch ein diplomatisches Risiko. Er wird sowohl in Grönland als auch in Dänemark als Versuch gewertet, geopolitische und wirtschaftliche Interessen der USA auf der Insel weiter zu verankern – ohne Rücksicht auf die politische Lage vor Ort.
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