Der Tod eines Insassen im Marcy Correctional Facility in New York hat erneut schwere Kritik an den Zuständen in den Haftanstalten des Bundesstaates ausgelöst. Robert Brooks, der im Dezember von mehreren Justizvollzugsbeamten geschlagen wurde, erlag seinen Verletzungen. Dieser Vorfall hat eine Debatte über die Brutalität und die Behandlung von Gefangenen durch das Wachpersonal ausgelöst.
Ein Insider berichtet von systematischer Gewalt
Frederick Williams, ein 30-jähriger Insasse, schilderte CNN, dass Brooks‘ Tod zwar tragisch sei, jedoch nicht überraschend. Williams, der erst im November ins Marcy Correctional Facility verlegt wurde, um an einem Drogenentwöhnungsprogramm teilzunehmen, berichtete von mehreren gewaltsamen Vorfällen seit seiner Ankunft. „Ich wurde gegen die Wand geworfen, mein Kopf wurde dagegen geschlagen, und ich habe Rippenprellungen erlitten“, sagte Williams, der eine Haftstrafe wegen eines Waffenvergehens verbüßt.
Williams und seine Familie haben versucht, Beschwerden beim Office of Special Investigations (OSI) des Bundesstaates einzureichen. Doch er hat wenig Hoffnung auf Veränderung. „Dieses Gefängnis wird wie von einer Mafia geführt“, erklärte er.
Ein Muster von Gewalt und Einschüchterung
Experten bestätigen, dass das Marcy Correctional Facility seit Jahren für Vorwürfe von Missbrauch, Einschüchterung und Rassismus bekannt ist. Jennifer Scaife, Direktorin der Correctional Association of New York (CANY), sagte, dass Brooks‘ Tod keine Ausnahme sei, sondern ein Ergebnis einer langjährigen Kultur der Gewalt. „Wir haben über die Jahre viele erschütternde Berichte über diese Einrichtung erhalten“, so Scaife.
Frühere Berichte und Alarmzeichen
Marcy wurde 1988 als mittelgroßes Männergefängnis eröffnet und hatte früher den Ruf, gut geführt zu sein. Doch ein CANY-Bericht aus dem Jahr 2022 zeichnete ein erschreckendes Bild: Häufige Berichte über gewalttätige Angriffe des Personals und eine Vergeltungskultur wurden dokumentiert. Viele Vorfälle sollen in Bereichen ohne Kameras stattgefunden haben.
Laut dem Bericht haben 67 % der befragten Insassen rassenbasierte Gewalt durch das Personal erlebt, ein Wert, der deutlich über dem Durchschnitt anderer Gefängnisse liegt. CANY forderte eine umfassende Untersuchung durch das OSI und die staatliche Generalinspektion.
Reaktionen der Behörden
Nach Brooks‘ Tod versprach Gouverneurin Kathy Hochul Reformen und kündigte die Einführung von Körperkameras an. Diese sollen Vorfälle wie den Angriff auf Brooks besser dokumentieren. Laut dem Department of Corrections wurden bereits vier Ermittlungen im Zusammenhang mit Vorwürfen aus dem CANY-Bericht eingeleitet, wovon jedoch drei als unbegründet abgeschlossen wurden.
Andere Fälle von Missbrauch
Der Vorfall um Brooks ist kein Einzelfall. Im Jahr 2022 wurde die Familie eines anderen Insassen, Lonnie Hamilton, mit 1,5 Millionen US-Dollar entschädigt, nachdem der Staat seiner Pflicht nicht nachgekommen war, Hamiltons Suizid zu verhindern. Zudem haben ehemalige Insassen wie Adam Bauer Klagen eingereicht, die schwerwiegende Misshandlungen durch Justizbeamte dokumentieren.
Bauer, der wegen eines gewaltfreien Drogendelikts inhaftiert war, berichtete, dass er 2020 von vier Beamten in einem Badezimmer angegriffen wurde. Er erlitt schwere Verletzungen, darunter eine klaffende Wunde am Kopf, die 20 Stiche erforderte. Beamte behaupteten jedoch, die Verletzungen seien selbst zugefügt.
Ein notwendiger Kulturwandel
Scaife betont, dass technische Lösungen wie Körperkameras allein nicht ausreichen. „Es braucht einen langfristigen Einsatz, um die Kultur der Haftanstalten zu verändern. Menschlichkeit und Respekt müssen im Mittelpunkt stehen“, erklärte sie. Gleichzeitig müssten auch die schwierigen Arbeitsbedingungen des Personals berücksichtigt werden.
Williams hofft, dass Brooks‘ Tod dazu beiträgt, Veränderungen anzustoßen. „Wenn wir sprechen, können wir Leben retten, bevor es zu spät ist“, sagte er. „Wir müssen ein Beispiel setzen gegen diejenigen, die ihre Macht missbrauchen.“
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