Die US-Immobilienbranche steht vor einem der größten Umbrüche seit einem Jahrhundert: Ein neues Regelwerk für die Bezahlung von Maklern sorgt für Verwirrung und Unmut – und das, obwohl ein Bundesrichter die Änderungen kürzlich bestätigt hat. Doch ein überraschender Einspruch des US-Justizministeriums wenige Tage vor der Gerichtsentscheidung lässt Zweifel daran aufkommen, ob die Regelungen tatsächlich Bestand haben.
Neue Regeln und ihre Auswirkungen
Das 418-Millionen-Dollar-Vergleichsverfahren, das die National Association of Realtors (NAR) und über 1,4 Millionen Makler betrifft, sieht umfangreiche Änderungen vor:
- Keine Provisionsangaben in MLS-Datenbanken: Maklerprovisionen dürfen nicht mehr in den zentralen Immobilienlisten angegeben werden, die von Maklern zur Vermarktung genutzt werden.
- Vertragspflicht für Käufer: Käufer müssen vor einer Besichtigung schriftlich bestätigen, dass sie die Bezahlung ihres Maklers übernehmen, falls der Verkäufer dies nicht tut.
Die Regelungen traten im August 2024 in Kraft und sollten die Transparenz erhöhen sowie Streitigkeiten über Maklerprovisionen reduzieren. Hintergrund ist die Kritik, dass Verkäufer bislang gezwungen waren, sowohl die Gebühren für ihren eigenen als auch den Makler der Käufer zu tragen.
Justizministerium zeigt Bedenken
Das US-Justizministerium (DOJ) warnte in einer unerwarteten Einreichung vor möglichen kartellrechtlichen Problemen, insbesondere in Bezug auf die verpflichtenden Käuferverträge. Es forderte entweder die Abschaffung dieser Klausel oder eine Klarstellung, dass der Vergleich keine Immunität gegen zukünftige Antitrust-Klagen bietet. Trotz dieser Einwände wurde die Einigung unverändert genehmigt.
„Das Ministerium wollte ein Zeichen setzen, dass die NAR-Mitglieder nicht vor weiterer rechtlicher Prüfung geschützt sind“, erklärte Tanya Monestier, Juraprofessorin an der University at Buffalo.
Makler in der Zwickmühle
Die neuen Regeln haben die Immobilienbranche in eine Übergangsphase versetzt. Während einige Makler wie Leslie Heindel aus New Orleans von ihren Käufern Unterstützung erfahren, beklagen andere den Widerstand innerhalb der Branche. „Einige Kollegen drohten in den ersten Wochen sogar, keine Immobilien zu zeigen, wenn keine Provisionsangaben gemacht wurden“, sagte Heindel.
Andere Makler wie Rob Crawford aus Florida überlegen, ob sie die NAR ganz verlassen sollen. „Viele fragen sich, ob die Mitgliedschaft in der NAR angesichts der neuen Regeln noch sinnvoll ist“, so Crawford.
Das Risiko weiterer Klagen
Ein weiteres Problem ist die Unsicherheit, ob die aktuellen Regeln vor künftigen Klagen schützen. Das DOJ hat bereits in der Vergangenheit die Provisionsstrukturen kritisiert, und die jüngste Warnung deutet darauf hin, dass das Ministerium die neuen Regelungen nicht als endgültige Lösung ansieht.
„Es fühlt sich an wie eine Situation, in der man egal, was man tut, am Ende der Verlierer ist“, fasst Heindel die Stimmung in der Branche zusammen.
Ausblick
Während die NAR die Einigung als Erfolg feiert, bleibt unklar, ob die neuen Regeln langfristig Bestand haben werden. Die Unsicherheit könnte zu weiteren Streitigkeiten führen und die Branche vor zusätzliche Herausforderungen stellen. Ob die Reform letztlich Transparenz und Fairness bringt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.
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