Statt der bestellten Ware erhalten Kunden plötzlich etwas völlig anderes: Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein schlägt Alarm, denn immer mehr Betroffene berichten von solchen Vorfällen bei Amazon. Besonders ärgerlich: Die Rückerstattung des Geldes gestaltet sich oft schwierig.
Falschlieferung statt Freude über das neue Gerät
Das Szenario klingt vertraut: Man freut sich auf die Lieferung eines teuren Elektronikgeräts – vielleicht ein neues Handy – und ist voller Vorfreude, wenn der Paketbote klingelt. Doch die Überraschung ist groß, wenn statt des erwarteten Geräts etwas völlig anderes im Paket liegt – beispielsweise zwei Flaschen Insektenschutzmittel.
Ein solches Erlebnis beschreibt eine betroffene Kundin, die sich zunächst an den Amazon-Kundenservice wandte, in der Hoffnung, die Sache schnell klären zu können. Der Kundenservice empfahl ihr, das Paket umgehend dem Fahrer zurückzugeben. Doch trotz dieses Schritts erhielt sie ihr Geld wochenlang nicht zurück, obwohl sie nie das bestellte Produkt erhalten hatte.
Mahnungen statt Rückerstattung
Nach einem Monat zog die Kundin das bereits gezahlte Geld per Lastschrift eigenständig zurück – eine Möglichkeit, die Verbrauchern innerhalb von acht Wochen zusteht. Doch daraufhin erhielt sie eine Welle von Mahnungen. Erst mit der Unterstützung der Verbraucherzentrale konnte sie nach mehreren Monaten ihr Recht durchsetzen.
Wie die Betrugsmasche funktioniert
Laut Verbraucherschützern scheint der Betrug entlang der Lieferkette zu passieren. Es wird vermutet, dass die Betrüger Zugang zu Paketen erhalten, die auf dem Weg zwischen Amazon-Lager und Kunde sind. Besonders auffällig: Hochwertige Elektronikartikel sind oft durch eine Gefahrgutkennzeichnung für Lithium-Batterien erkennbar. Genau an diesen Paketen scheinen sich die Täter zu bedienen, indem sie den Inhalt austauschen und die leeren oder wertlosen Produkte wieder versiegeln.
Wie dieser Austausch technisch umgesetzt wird, ist bislang unklar. Sicher ist jedoch, dass die Versendungsgefahr – also die Verantwortung für das Paket – laut Verbraucherschutzrecht bis zur Ankunft beim Kunden beim Händler liegt. Amazon ist daher in der Pflicht, den Schaden zu ersetzen.
Amazon verspricht Gegenmaßnahmen
Der Online-Riese zeigt sich angesichts solcher Fälle besorgt und betont, dass man die Lieferketten strenger kontrolliere, um Betrügereien zu erschweren. Konkrete Informationen zu den Sicherheitsmaßnahmen gibt das Unternehmen allerdings nicht preis.
Was Verbraucher tun können
Die Verbraucherzentrale rät Betroffenen, Falschlieferungen sorgfältig zu dokumentieren. Fotos vom geöffneten Paket und dem falschen Inhalt können als Beweis dienen. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte das Öffnen des Pakets sogar filmen. „Natürlich ist das eine hohe Anforderung an Verbraucher, jedes Mal eine Kamera mitlaufen zu lassen“, räumt die Verbraucherzentrale ein, doch es sei derzeit die beste Möglichkeit, sich gegen Vorwürfe abzusichern.
Fazit: Vorsicht bei größeren Anschaffungen online
Für viele Betroffene bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Online-Bestellungen machen das Leben zwar einfacher, doch gerade bei hochpreisigen Produkten ist Vorsicht geboten. Die Verbraucherzentrale rät, bei solchen Käufen genau zu überlegen, ob der Weg in den Laden nicht doch die bessere Wahl ist – auch wenn es länger dauert.
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