In einer beispiellosen Aktion hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB, ein Nachfolger des KGB, am Dienstag landesweit mindestens 30 Hausdurchsuchungen in der Kunstszene durchgeführt. Betroffen waren acht Städte, wo Wohnungen und Ateliers von Künstlern durchsucht wurden.
Diese Operation, die größte gegen zeitgenössische Künstler seit dem Zerfall der Sowjetunion, steht offiziell im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen das Pussy-Riot-Mitglied Pjotr Wersilow. Wersilow, bekannt für seine Protestaktionen gegen die russische Staatsmacht, hat sich 2020 der ukrainischen Armee angeschlossen, was von Moskauer Anklägern als Landesverrat gewertet wurde.
Viele der durchsuchten Künstler hatten jedoch keine Verbindung zu Wersilow, was die Vermutung aufkommen lässt, dass die Ermittlungen ein Vorwand sind, um Künstler einzuschüchtern und aus dem Land zu treiben. Die Aktion fällt zudem mit der anstehenden russischen Präsidentschaftswahl zusammen, bei der künstlerische Störaktionen unerwünscht sind. Trotz der massiven Einschüchterungsversuche blieb ein öffentlicher Aufschrei aus, teils aus Angst vor weiteren Repressionen.
Lediglich bei einer Kunstpreisverleihung in Moskau kam es zu subtilem Protest, als das Museum PERMM zum „Museum des Jahres“ ernannt wurde, kurz nachdem bei seiner Direktorin eine Hausdurchsuchung stattfand.
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