Fast ein Jahr nach der Insolvenzanmeldung des Signa-Imperiums geht der Abverkauf der Luxusimmobilien im Herzen Wiens nur schleppend voran. Vor allem das prestigeträchtige „Goldene Quartier“, das als das Juwel der Signa-Immobilien gilt, steht dabei im Fokus. Zwischen Tuchlauben und Am Hof reihen sich hier exklusive Boutiquen, teure Wohnungen und Büros aneinander. Doch trotz hoher Nachfrage bleibt der Verkaufsprozess ins Stocken geraten.
Starkes Interesse, aber wenig Fortschritt
Laut Immobilienexperten ist das Interesse an den Luxusobjekten weiterhin hoch. „Diese Immobilien sind selbst in schwierigen Zeiten gefragt. Gerade wohlhabende Familien zeigen großes Interesse an solchen Objekten“, erklärte Andreas Ridder, Geschäftsführer von CBRE, gegenüber „Wien heute“. Auch Stefan Goigitzer von Coore Immobilien bestätigte die anhaltende Nachfrage und betonte, dass der Luxusmarkt in Wien nach wie vor gut funktioniere. „Es gibt eine ausreichende Nachfrage nach neuen Flächen, und einige internationale Marken suchen bereits nach Möglichkeiten zur Expansion.“
Noch kein Verkaufsstart
Trotz des großen Interesses ist der offizielle Verkaufsstart für das „Goldene Quartier“ bisher nicht erfolgt. Der Sanierungsverwalter erklärte in einem aktuellen Bericht, dass die Immobilie an der Tuchlauben momentan noch nicht am Markt angeboten wird. „Die Immobilie verfügt über großflächige Einzelhandelsflächen und hochwertige Büros mit stabilen Einnahmen. Aufgrund der laufenden Prozesse ist ein Vermarktungsstart erst in den kommenden Monaten geplant“, heißt es im Bericht.
Rechtsunsicherheit und juristische Hürden
Eine der Hauptursachen für die Verzögerungen ist die rechtliche Unsicherheit. Die komplexen Eigentumsverhältnisse hinter den Signa-Immobilien machen es schwierig, die Besitzverhältnisse klar zu definieren. Hinzu kommt ein anhängiges Gerichtsverfahren, das den Verkaufsprozess weiter verkompliziert. Ende Juli hatte das Oberlandesgericht Wien den Sanierungsplan für die Immobiliensparte Signa Prime nach einem Einspruch der Finanzprokuratur abgelehnt. Die endgültige Entscheidung liegt nun beim Obersten Gerichtshof, was viele potenzielle Käufer verunsichert.
Strategisches Abwarten als Verkaufsstrategie
Laut dem Sanierungsverwalter könnte das Zögern jedoch auch strategische Gründe haben. Ein späterer Verkaufszeitpunkt könnte höhere Verkaufserlöse einbringen, was den Gläubigern zugutekommen würde. „Der Immobilienmarkt erholt sich allmählich. Wenn man noch drei bis vier Jahre warten kann, sind die Chancen auf einen höheren Verkaufspreis besser. Das hängt allerdings von den Prioritäten des Verkäufers ab“, so Ridder.
Andere Prestigeobjekte ebenfalls betroffen
Auch der Verkauf der Postsparkasse am Stubenring steht derzeit aus. Im Sanierungsbericht der Signa Prime Selection AG wird die komplexe rechtliche und wirtschaftliche Struktur des Objekts als Hürde genannt. Derzeit laufen Abstimmungen zur Verwertungsstrategie.
Einige Fortschritte gibt es dennoch: Für das Gebäude Renngasse 2, das den Verfassungsgerichtshof und das BA-Kunstforum beherbergt, sollen die Verkaufsverhandlungen bis Jahresende abgeschlossen sein. Auch für das benachbarte Park-Hyatt-Hotel werden Kaufangebote derzeit geprüft.
Obwohl das Interesse an Benkos Luxusimmobilien groß ist, bleibt der Verkaufsprozess aufgrund rechtlicher Hürden und strategischer Überlegungen weiter eine Herausforderung.
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