Der für diese Woche anberaumte Besuch einer Delegation der EU-Kommission in Tunesien, welcher die Diskussionen zu Einzelpunkten des geplanten Migrationsabkommens fortsetzen sollte, wurde auf Anfrage des tunesischen Präsidenten Kais Saied verschoben. Innenminister Kamel Feki berichtete in einem Video, das auf der Website seines Ministeriums veröffentlicht wurde, von der gewünschten Verschiebung, jedoch ohne spezifische Gründe zu nennen.
Trotz der Zurückweisung von „Uneinigkeiten“ zwischen Tunesien und der EU vonseiten Fekis bleibt die Unklarheit über den Status des „vorläufigen Abkommens“, welches bisher nicht in konkrete Absprachen überführt wurde. Die EU-Kommission hingegen bleibt in ihren Äußerungen vage und gibt an, nach einem „günstigen Zeitpunkt“ für weitere Gespräche in Tunis zu suchen, ohne jedoch weitere Details preiszugeben.
Das Migrationsabkommen, welches im Juli zwischen der EU und Tunesien formalisiert wurde, verfolgt das Ziel, die Migrationsbewegungen von Afrika nach Europa einzudämmen. Mit Tunesien als zentralem Ausgangspunkt für Menschen, die sich auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer begeben, soll das Abkommen den Migrationsdruck mindern.
Doch dieses Abkommen steht unter kritischer Beobachtung von Menschenrechtsorganisationen. Im Zuge einer finanziellen Zusage in Höhe von 105 Millionen Euro, von denen 42 Millionen Euro zügig ausgezahlt werden sollten, sowie einer zusätzlichen direkten Budgethilfe von 150 Millionen Euro für Tunesien, gibt es ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Einhaltung von Menschenrechten. Die Kritiker richten ihren Fokus insbesondere auf das autoritäre Verhalten von Präsident Saied sowie auf Berichte über Misshandlungen von Migranten und Flüchtlingen. Das Abkommen und seine Umsetzung bleiben somit hochumstritten und rufen nach kritischer Reflexion und Überwachung.
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