Kommunalpolitik

Vom Heiterblick zum Trauerstück?

derneuemann (CC0), Pixabay
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Also, aufgepasst, liebe Bürgerinnen und Bürger von Leipzig: Wir werden Zeugen eines historischen Moments – die Planung für ein neues Stadtviertel „Heiterblick-Süd“ könnte tatsächlich beschleunigt werden. Eine echte Rarität, denn wenn die Stadt selbst das Ruder in die Hand nimmt, wissen wir ja, was das bedeutet: Kosten so üppig wie das Buffet bei einem Stadtratsessen und Zeitpläne so lang wie die Warteschlange beim Bürgeramt. Die Initiatoren, die Linken und die SPD, stehen jetzt wie die modernen Architekten der Zukunft da und versprechen, dass etwa 2000 Wohnungen aus dem Boden gestampft werden sollen, damit 4000 Seelen in der Nähe des sagenumwobenen Paunsdorf-Centers ein neues Zuhause finden. Und als Sahnehäubchen gibt’s noch fünf Hektar Gewerbefläche – natürlich direkt an der Bundesstraße, weil wir alle den Duft von frischem Asphalt und den sanften Klang vorbeirauschender LKW so genießen.

Jetzt kommt der Clou: Das Rathaus, in einem Anflug von Optimismus, möchte 2024 einen städtebaulichen Wettbewerb ausrufen. Warum auch nicht? Schließlich brauchen wir ein wenig Unterhaltung, während wir auf die Umsetzung warten, die sicherlich pünktlich zum nächsten Erscheinen des Halleyschen Kometen im Jahr 2061 abgeschlossen sein wird. Aber keine Sorge, die Hälfte des fast 60 Hektar großen Feldes bleibt grün – ein Waldstück, das wohl in etwa 100 Jahren als urbaner Dschungel für die nächste Zivilisation dienen kann. Die gute Nachricht ist, dass 70 Prozent des Baulandes der Kommune gehören – das spart uns wenigstens die Reality-TV-Show „Bürgermeister sucht Grundstück“.

Nun zum finanziellen Meisterstück: Der Plan sieht 50 Prozent Sozialwohnungen vor, die von Stadtfirmen errichtet werden sollen. Ja, die Stadt als nicht gewinnorientierter Bauherr – wenn das mal nicht die Definition von „Wir geben das Geld mit beiden Händen aus“ ist. Aber keine Sorge, das wird alles aus dem unsichtbaren Topf der Steuergelder bezahlt, den niemand je zu Gesicht bekommt. Die Linke und die SPD sind jedoch nicht amüsiert über die Vorstellung, dass wir fünf Jahre auf einen Bebauungsplan warten sollen. Thomas Dienberg, unser Baubürgermeister von den Grünen, erklärt uns geduldig, dass viele Gutachten und Fachplanungen nötig sind. Natürlich, wir brauchen Zeit, um die Tinte auf all den Gutachten zu trocknen und sicherzustellen, dass keine Schnecke zu Schaden kommt.

Nicht zu vergessen ist, dass die Sozialdemokraten ganz Leipzig schon 2026 mit neuen Wohnungen beglücken wollen. Mit der guten Infrastruktur vor Ort sollte das doch ein Kinderspiel sein – Straßenbahnen, S-Bahn-Haltestellen, Kitas, ein Freizeitbad, und natürlich das allseits beliebte P.C. als Mekka der Shopping-Enthusiasten. Was kann da schon schiefgehen? Brace yourselves, Leipzig, das Stadtviertel der Zukunft kommt – irgendwann in der Zukunft. Nur Geduld, wir haben ja Zeit. Bis dahin können wir uns ja über die Vorzüge von Geduld und Langmut austauschen – auf einer der zahlreichen Bürgerversammlungen, die sicherlich auch pünktlich und effizient abgehalten werden.

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