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Vorbörsliche Aktieninvestitionen – Ja oder nein?

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In stark expansiven Börsenzeiten, in denen das Geschäft mit Neuemissionen dann ebenfalls in Schwung kommt, fragen sich viele Anleger, ob es nicht möglich ist, bereits vorbörslich in Aktien zu investieren. Der Wunsch nach dieser Art der Anlage ist vor allem dann ein Diskussionsthema, wenn bei Anlegern das Hintergrundwissen für eine solche Anlage nicht vorhanden ist und in erster Linie kurzfristiges Gewinnstreben Grundlage dieser Fragestellung ist. Auslöser dieser Überlegung sind die in den Medien nicht selten kommunizierten enormen Gewinne, die mit einer Investition in vorbörsliche Aktien, im Falle eines Börsengangs, zu erzielen sind. Berichtet wird in diesen Fällen natürlich nur von den Versuchen, ein Unternehmen so weit aufzustellen, dass es ein Going public erfolgreich absolvieren kann. Über die zahlreichen Fehlinvestitionen, die in diesem Segment eher der Normalfall sind, wird natürlich nicht berichtet, weil diese die öffentliche Wahrnehmungsschwelle nicht einmal erreichen.
Da die Berichterstattung dieses Themenfelds von Natur aus etwas einseitig ist, kommen interessierte Anleger nicht umhin, sich etwas eingehender mit der Thematik zu befassen.

Die Grundlagen bei der Aktienauswahl

Ein erster wichtiger Punkt, den sich gerade Börsenneulinge nicht klarmachen, ist die Tatsache, dass man im Falle eines Aktienkaufs nicht einfach nur Aktien kauft, sondern damit in ein Unternehmen investiert. Man wird also Anteilseigner dieses Unternehmens, sollte von daher bereits, zumindest in einem gewissen Maße, unternehmerisch Denken. Dies gilt natürlich in besonderem Maße, wenn das Unternehmen, in das man investieren möchte, noch nicht an der Börse gehandelt wird.

Will man in Unternehmen investieren, die nicht an der Börse gehandelt werden, ist es sehr wichtig, sich mit den Zahlen und Konzept des Unternehmens eingehend zu beschäftigen. Ebenso sollten alle Äußerungen aus dem Unternehmen kritisch hinterfragt und grundsätzlich angezweifelt werden. Nur so kann einigermaßen sichergestellt werden, dass man als Anleger nicht irgendwelchen Trugschlüssen auf den Leim geht. Vielfach gehen Investitionen im Aktienbereich nur deswegen schief, weil Anleger die kritische Distanz zu einem Unternehmen vermissen lassen und blindlings alles glauben, was ihnen so erzählt wird. Es ist sicher auch nicht verkehrt, sich als Privatanleger auf solche Unternehmen zu fokussieren, deren Tätigkeit man, aus eigener Erfahrung, beurteilen kann.

Ein wichtiger Punkt ist die Durchsicht des Zahlenwerks eines Unternehmens.
Nicht jeder sieht sich in der Lage einen Geschäftsbericht durchzuarbeiten. Besonders wenn es um die nackten Zahlen, in der Bilanz, in der Ergebnisrechnung oder dem Cashflow geht, schrecken viele Menschen davor zurück. Dabei ist die Arbeit mit diesen Zahlen eigentlich nicht so schwer, da in einem Bericht alle Zahlen, jede Position, aufgeschlüsselt und erklärt wird. Sich die Mühe zu machen und einen solchen Bericht durchzulesen kann einen daher vor erheblichen finanziellen Verlusten schützen. Die großen Investoren dieser Welt sind in erster Linie deswegen reich geworden, weil sie Risiken vermieden haben, nicht weil sie in naiver Weise Geld versenkt haben, in Unternehmen, deren Erfolglosigkeit absehbar war.
Wenn man sich nun mit einem Geschäftsbericht befasst und seine kritische Distanz bewahrt, erkennt man sehr schnell, ob das vorliegende Unternehmen Aussicht auf Erfolg hat oder zum Scheitern verurteilt ist. Dabei steht noch nicht mal die unternehmerische Idee im Vordergrund, sondern die Art und Weise der Umsetzung. So lässt sich aus solchen Berichten rauslesen, ob mit dem Geld das zur Verfügung steht, verantwortungsvoll umgegangen oder es eher nutzlos verschleudert wurde,. Erfahrene Börsianer nutzen hierfür den Ausdruck verbrannt. Auch der Ton in solchen Berichten und Präsentationen kann auf die Seriosität der Anlage Hinweise geben. Gewarnt sein sollten Anleger, wenn der Text nur so vor optimistischen Floskeln strotzt, dabei substanziell aber eher nebulös bleibt. Auch die häufige und unnatürliche Nutzung von Fachbegriffen, gerne in den Bereichen der Biotechnologie und Digitalisierung angewandt, sollten die Skepsis gegenüber dem Unternehmen in das man investieren möchte, eher erhöhen. Wem bei der Durchsicht solcher Schriftstücke etwas unklar ist, sollte sich zudem nicht scheuen, bei dem entsprechenden Unternehmen nachzufragen und um Antwort zu bitten. Die Geschwindigkeit, sowie die Art der Antwort, kann zusätzlich Auskunft darüber geben, ob es dem Unternehmen ernst ist oder ob es sich nur um eine Luftnummer handelt.

Fallstricke bei der vorbörslichen Aktienanlage

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den es bei Unternehmen zu beachten gilt, ist der Kapitalbedarf und damit verbunden die Auswirkungen auf den eigenen potenziellen Anteilsbesitz. Unternehmen, in die meist vorbörslich investiert wird, sind oftmals recht jung. Nicht selten befinden sich die Projekte solcher Unternehmen noch in der Entwicklungsphase. Dies trifft in erster Linie auf Unternehmen der Informations- und Biotechnologie zu. Gerade im letzten aufgeführten Bereich sind die Aufwendungen enorm. So kann es selbst bei einer optimalen Projektentwicklung zu einem vergrößerten Kapitalbedarf kommen. Hier sollte man sich bereits vor einer Investition in ein solches Unternehmen Gedanken machen, ob man bereit oder in der Lage ist, eventuelle Kapitalmaßnahmen mitzutragen. Ist dies nicht der Fall, würde sich im Falle einer Kapitalmaßnahme, der anteilige Besitz an dem Unternehmen vermindern, was auch den möglichen Gewinn, der je Aktie bei einem Börsengang generiert werden kann, minimiert.

Vorbörsliche Aktien. Nur für Großanleger?

Diese Überlegungen vorangestellt, münden letztlich darin, wie viel Geld man in ein solches Unternehmen vorbörslich investieren möchte oder investieren muss. Geht es um eine Direktinvestition, kann man sich glücklich schätzen, wenn eine fünfstellige Investitionssumme ausreicht. Dies könnte eine erste Anschubfinanzierung sein, die erst einmal mehr von einer Idee, als von einem konkreten Projekt oder einem ausgearbeiteten Zahlenwerk getragen wird. In einem schon weiter entwickelten Stadium, in dem die Börsenreife des Unternehmens absehbar ist, reichen die geforderten Investitionssummen von einigen Millionen, bis hin zum Milliardenbereich, vor allem in den USA. In diesem Stadium eines Unternehmens ist es für einen normalen Privatanleger nicht mehr möglich, direkt zu investieren. Hier treten dann Großinvestoren auf den Plan, die meist institutioneller Natur sind. Fonds, Kapitalgesellschaften, Banken oder Versicherungen sind hier zu nennen. Dort kann man Aufgrund der Größe dieser Gesellschaften auch ein verändertes Anlageverhalten im Vergleich zu einem Privatanleger beobachten. Diese investieren, weil sie über die finanziellen Möglichkeiten verfügen, nicht nur in ein oder zwei Projekte, sondern in mehrere Dutzend oder mehr. Gesellschaften dieser Art verfügen auch über die nötige Expertise in den einzelnen Marktbereichen, um einschätzen zu können, ob alleine schon die unternehmerische Idee ausreichend ist. Dies minimiert die Gefahr, in Unternehmen zu investieren, denen der Erfolg versagt bleibt. Dennoch sind auch mit diesen Voraussetzungen die Fehlschläge numerisch größer, als die Erfolgsgeschichten. Meist reicht jedoch eine dieser Erfolgsgeschichten aus, um die Verluste aus den Pleiten mehr als auszugleichen und mit diesen wenigen Erfolgen ordentliche Profite zu erzielen. Auch dieser Punkt findet in den Medien kaum eine Beachtung.

Wer als einfacher Privatanleger von Investitionen in vorbörsliche Aktien profitieren möchte, sollte sich nach Kapitalgesellschaften oder Fonds umschauen, deren Ziel es ist, Unternehmen für ein Going public, einen Börsengang, vorzubereiten. Diese sind, in guter Qualität, in Deutschland leider kaum zu finden. Auch hier sollten Anleger sehr genau darauf achten, wie die vorhandenen unternehmerischen Konzepte umgesetzt werden. Unter welchen Bedingungen eventuell Geld in einzelne Projekte nachgeschossen wurde und wie es mit der Gewinnentwicklung und Ausschüttungen aussieht. Werden zur Finanzierung vor allem die Kapitalgeber herangezogen, sollte man diese Gesellschaft eher meiden, handelt es sich hierbei doch wahrscheinlich um das berühmte Fass ohne Boden.
Tatsächlich ist die fehlende Qualität solcher Venture-Capital Gesellschaften ein Hindernis für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Schließlich lassen sich mit Hilfe dieser Firmen für Wagniskapital zahlreiche Geschäftsideen und technologische Einfälle in profitable Unternehmen und damit in Arbeitsplätze umsetzen. Stattdessen ist dieser Bereich zu einer eher zweifelhaften Rummelattraktion verkommen, die sich ohne einen Bezug zur Realität im Privatfernsehen zur allgemeinen Belustigung wiederfindet.
Wünschenswert wäre dagegen ein breiteres Angebot solcher Venture Capital Gesellschaften in Deutschland. Mit einem größeren Angebot in diesem Bereich wäre auch eine erhöhte Qualität verbunden, da man sich im Wettbewerb zu anderen Gesellschaften solchen Typs, vergleichen müsste. Gleichfalls würde sich die Kapitalausstattung von Neugründungen verbessern lassen. Nicht zuletzt könnten Anleger, die in solche Gesellschaften investieren, von den immer wieder vorgenommenen Going publics profitieren. Für den deutschen Finanzplatz und die deutsche Wirtschaft, wäre ein solches Investitionssegment ein wahrer Segen.

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