Derzeit sind wieder „Nepper“ unterwegs. Diese versuchen über einen angebtoenen Tausch an werthaltige Aktien oder Fondsanteile zu kommen. Ihnen genügt als Köder eine Anzeige im elektronischen Bundesanzeiger. Gut investierte 30 Euro. Dann geht alles automatisch. Denn die Banken verpflichten sich, alle Offerten an die Depotinhaber weiterzuleiten. Bei der Targo Bank heißt es etwa, man werde “insbesondere Informationen über freiwillige Kaufund Umtauschangebote zur Kenntnis geben.” So spart sich dann so mancher Abzocker noch die Auslagen für ’s Porto.
Derzeit besonders beliebt sind Tauschangebote für Offene Immobilienfonds, die klamm sind und die Anteilrücknahme ausgesetzt haben. Dabei nutzen die gewieften Bauernfänger eine Gesetzeslücke. Denn solange das Volumen der zum Tausch angebotenen Wertpapiere nicht die Grenze von 100 000 Euro überschreitet, fallen die entsprechenden Umtauschangebote nicht unter die Prospektpflicht nach dem Wertpapierprospektgesetz, erläutert Marcus Assion von der Bafin.
Die Masche wird offenbar von immer denselben Personen mit wechselnden Gesellschaftsnamen wie GES Beteiligungen, WRH Consulting (beide Heidenheim) oder SPV Co KG aA (Gerstetten) abgezogen. So versuchte zuletzt die GES Anlegern Anteile am SEB Immoinvest abzuschwatzen.
Auch Aktionäre von Solar Millennium erhielten wiederholt ein Tauschangebot von ihrer Bank. Bis zum 31. Mai konnten sie eine Solar-Millennium-Aktie in 2,5 Anteilscheine der Berliner Smart Grids AG tauschen. Hinter dem Deal steckt die Beteiligungsgesellschaft iEnergy aus der Schweiz, die Muttergesellschaft von Smart Grids. Das Brisante daran: Während Solar Millennium (SM) ein funktionierendes Geschäftsmodell nachweisen kann, fängt Smart Grids, die aus dem Börsenmantel der BRG Vermögensverwaltung hervorgegangen ist, mit dem Geschäftsmodell erneuerbare Energien erst an. Zudem ist bei SM deutlich mehr Handelsvolumen als bei den Papieren von Smart Grids.
Interessant auch: Verschiedene Verantwortliche von Smart Grids und iEnergy stammen aus dem Umfeld von Grüezi Invest, deren börsennotierte Tochter Grüezi Real Estate zum Pennystock verkommen ist. So ist deren früherer Vorstandschef Roland Döbele laut dem Schweizer Wirtschaftsauskunftsdienst Moneyhouse zugleich Verwaltungsrat der iEnergy und der Grüezi Invest. Auch iEnergy-Direktor Roland Bacon ist bei der Grüezi Invest als Zeichnungsberechtigter aktiv, Smart-Grids-Aufsichtsrat Ulrich Alexander Setzermann wiederum war beim Börsengang der Grüezi Real Estate mit an Bord. Alte Bekannte also. “Wir sind nicht Grüezi-verseucht”, sagt dagegen Smart-Grids-Aufsichtsrat Patrick Wittke, der wie Döbele und Setzermann aus der Immobilienwirtschaft kommt und bislang mit erneuerbaren Energien weniger zu tun hatte. Dennoch verteidigt er das Umtauschangebot: “Das ist fair.”
Quelle:boerse-online
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