Die Wärmepumpenindustrie in Deutschland erlebt derzeit eine turbulente Phase. Noch vor einem Jahr boomt e die Branche, und Hersteller wie ait aus Kasendorf im Landkreis Kulmbach konnten die Nachfrage kaum bewältigen. Doch nun steckt die Industrie in einer tiefen Krise, obwohl die Hoffnung auf eine bessere Zukunft besteht.
Im vergangenen Sommer erlebte ait einen regelrechten Ansturm auf seine Produkte. Das Unternehmen suchte händeringend nach neuen Mitarbeitern und investierte beträchtliche 80 Millionen Euro in den Ausbau seiner Fertigungskapazitäten. Die Geschäftszahlen hatten sich innerhalb eines Jahres verdoppelt, und der Betrieb platzte förmlich aus allen Nähten. Es wurden sogar neue Grundstücke erworben, um weiteres Wachstum zu ermöglichen. Die Rede war von einem „Heat Pump Valley“ – einer Hochburg der Wärmepumpenindustrie.
Die Bundesregierung unterstützte die Branche massiv. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) forderte eine jährliche Produktion von 500.000 Wärmepumpen. Sjacco van de Sande, Geschäftsführer von ait, betonte, dass das Unternehmen seine Hausaufgaben gemacht habe.
Doch dann kam der Umschwung. Der Betrieb bei ait wurde von zwei bzw. drei Schichten auf eine reduziert, und der Arbeitstag endet nun bereits um 14 Uhr. Leiharbeiter wurden entlassen, und eine Produktionslinie steht still. Rund 100 Arbeitsplätze, ein Drittel der neu geschaffenen Stellen, sollen abgebaut werden, teils durch natürliche Fluktuation und ein „Freiwilligen-Programm“.
Die Krise trifft die gesamte Branche, wie Arno Dentel von der Technischen Hochschule Nürnberg bestätigt. Ein Hauptgrund sei die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Vor der Gesetzesänderung entschieden sich viele Hauseigentümer schnell für Gas- oder Ölheizungen, was zu einem Rekordverkauf von Gasheizungen führte. Zudem verzögert der geplante Ausbau der Fernwärme die Entscheidungsfindung vieler Eigentümer.
Sjacco van de Sande übt Kritik an der Bundesregierung. Das mehrfach überarbeitete GEG habe zu lange auf sich warten lassen und sei zu bürokratisch. Dies habe zu einer erheblichen Verunsicherung bei vielen Hauseigentümern geführt. Zudem müssten Hauseigentümer oft lange auf Förderungen warten, was das Vertrauen in die Technologie schwäche. Van de Sande fordert reduzierte Strompreise und eine Senkung der Mehrwertsteuer für Wärmepumpen, um die Branche zu unterstützen.
Trotz der aktuellen Krise bleibt ait zuversichtlich. Van de Sande hofft, dass der Stellenabbau nur vorübergehend ist und betont die zentrale Rolle der Wärmepumpe im Kampf gegen den Klimawandel. Auch die Verbraucherzentrale NRW sieht langfristige Kostenvorteile bei Wärmepumpen, mit möglichen Einsparungen von bis zu 10.000 Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren.
Die Wärmepumpenbranche steht exemplarisch für die Herausforderungen der Energiewende im Gebäudesektor. Trotz des aktuellen Rückschlags bleiben die Unternehmen optimistisch und setzen auf eine bessere Zukunft. Mit der richtigen politischen Unterstützung und einer klaren Kommunikation der Vorteile von Wärmepumpen könnte die Branche schon bald wieder durchstarten und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
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