Am 5. November steht in den USA eine spannende Entscheidung an: Die Präsidentschaftswahl. Diesmal treten Kamala Harris für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner gegeneinander an. Doch das Wahlsystem in den USA funktioniert anders als in vielen anderen Ländern, wie etwa in Österreich. Hier wählen die Bürger nicht direkt den Präsidenten, sondern sogenannte Wahlleute, die dann im Namen ihres Bundesstaates abstimmen.
Was wird gewählt?
Alle vier Jahre wählen die USA einen neuen Präsidenten oder bestätigen den Amtsinhaber für eine zweite Amtszeit. Ein Präsident kann höchstens zwei Amtszeiten, also maximal acht Jahre, regieren. Der Präsident ist das mächtigste politische Amt im Land und trägt die Verantwortung, die Gesetze umzusetzen und das Land zu führen. In den USA gibt es zwei große Parteien: die Republikaner und die Demokraten, die jeweils einen Kandidaten ins Rennen schicken.
Dieses Jahr tritt Donald Trump als Kandidat der Republikaner an, während Kamala Harris für die Demokraten ins Rennen geht. Die Republikanische Partei steht traditionell für Werte wie Familie und Konservatismus, während die Demokraten sich für sozialen Fortschritt und die Rechte von Arbeitern einsetzen.
Der Weg zur Wahl: Die Vorwahlen
Bevor die eigentliche Präsidentschaftswahl im November stattfindet, gibt es in den USA sogenannte Vorwahlen. Diese Vorwahlen finden zu Beginn des Wahljahres statt und dienen dazu, innerhalb jeder Partei einen Kandidaten auszuwählen. Dabei wählen die Bürger jedoch nicht direkt den Kandidaten, sondern sogenannte „Delegierte“. Diese Delegierten verpflichten sich, bei den Parteitagen für einen bestimmten Kandidaten zu stimmen.
Bei den Republikanern setzte sich in diesem Jahr Donald Trump durch, während die Delegierten der Demokraten Kamala Harris als ihre Kandidatin wählten. So stehen im November also Trump und Harris als die beiden großen Rivalen auf dem Wahlzettel.
Der Wahlkampf in den Bundesstaaten
Die USA sind in 50 Bundesstaaten unterteilt, und jeder dieser Staaten hat seine eigene politische „Farbe“. Einige Staaten sind seit Jahren fest in der Hand einer der beiden Parteien. Die sogenannten „Red States“ (rote Staaten) werden traditionell von den Republikanern dominiert, wie beispielsweise Texas, Kansas und Utah. Die „Blue States“ (blaue Staaten) wie Kalifornien, New York und Washington sind Hochburgen der Demokraten.
Besonders spannend wird es in den sogenannten „Swing States“ oder „Purple States“ – das sind Staaten, in denen das Wahlergebnis oft wechselt. Hier gewinnen mal die Republikaner und mal die Demokraten. Dazu gehören etwa Florida, Michigan und Arizona. Weil der Ausgang in diesen Staaten ungewiss ist, konzentrieren die Parteien dort einen Großteil ihres Wahlkampfs.
Das System der Wahlleute
Am Wahltag geben die Bürger ihre Stimme jedoch nicht direkt für den Präsidenten ab. Stattdessen wählen sie Wahlleute, die dann im Dezember offiziell ihre Stimmen abgeben, um den Präsidenten zu bestimmen. Die Anzahl der Wahlleute in einem Bundesstaat richtet sich nach der Bevölkerungszahl: Bundesstaaten mit mehr Einwohnern wie Kalifornien stellen mehr Wahlleute (55) als kleinere Staaten wie Alaska (3).
Insgesamt gibt es 538 Wahlleute. Ein Kandidat muss die Mehrheit der Wahlleutestimmen gewinnen – also mindestens 270 Stimmen – um Präsident zu werden. Wenn ein Kandidat in einem Bundesstaat die Mehrheit der Stimmen erhält, bekommt er in fast allen Fällen alle Wahlleutestimmen dieses Bundesstaates (dieses Prinzip wird als „The winner takes it all“ bezeichnet).
Beispiel für das Wahlleutesystem
Nehmen wir an, ein Staat hat zehn Wahlleute. Wenn die Demokraten in diesem Staat mehr Stimmen erhalten als die Republikaner, gehen alle zehn Wahlleute-Stimmen an die Demokraten, selbst wenn der Vorsprung nur minimal ist. Dadurch kann es vorkommen, dass ein Kandidat Präsident wird, obwohl er landesweit weniger Stimmen von den Bürgern erhalten hat als sein Gegner. Die Wahl entscheidet sich also durch die Verteilung der Wahlleute und nicht allein durch die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen.
Was passiert nach der Wahl?
Nachdem die Bürger am 5. November ihre Wahl getroffen haben, geben die Wahlleute im Dezember ihre offiziellen Stimmen ab. Diese Stimmen werden dann im Januar 2025 vom US-Kongress ausgezählt und bestätigt. Der Kongress, vergleichbar mit dem Nationalrat in Österreich, verkündet das offizielle Wahlergebnis. Der gewählte Präsident tritt am 20. Januar 2025 sein Amt an und wird in einer feierlichen Zeremonie in Washington, D.C. vereidigt.
Warum ist das US-Wahlsystem so komplex?
Das System der Wahlleute geht auf die Gründerväter der USA zurück, die sicherstellen wollten, dass sowohl die großen als auch die kleinen Bundesstaaten bei der Wahl des Präsidenten berücksichtigt werden. Durch dieses System hat jeder Bundesstaat ein gewisses Gewicht in der Wahl, unabhängig von seiner Einwohnerzahl.
Die US-Präsidentschaftswahl ist somit ein kompliziertes und oft umstrittenes System, das dennoch seit Jahrhunderten Bestand hat. Am Ende entscheidet die Zahl der Wahlleute, nicht die direkte Stimmenmehrheit. Für die Kandidaten bedeutet dies, dass sie ihre Kampagnen gezielt auf die entscheidenden „Swing States“ ausrichten müssen – und für die Wähler in diesen Staaten, dass ihre Stimme besonderen Einfluss auf den Ausgang der Wahl hat.
Mit diesem System steht den USA am 5. November eine spannende und möglicherweise knappe Wahl bevor, bei der jeder Bundesstaat eine wichtige Rolle spielt.
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