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Wahlchaos in Rumänien: TikTok, Russland und der „Staatsstreich“

jorono (CC0), Pixabay
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In Rumänien überschlagen sich die Ereignisse: Das Verfassungsgericht hat am Freitag überraschend beschlossen, die Präsidentschaftswahl zu wiederholen, obwohl es noch am Montag die Korrektheit der ersten Wahlrunde bestätigt hatte. Die Wähler:innen sind fassungslos, die Politiker:innen empört – und TikTok-Influencer angeblich mittendrin. Was sich wie ein Netflix-Politthriller anhört, ist Realität in Bukarest.


Geheime Geheimdienste – und plötzlich ein Umdenken

Hintergrund für die dramatische Kehrtwende des Verfassungsgerichts sind neue Dokumente des rumänischen Geheimdienstes, die einen russischen Einfluss auf die Wahl belegen sollen. Offenbar hatten russische Spindoktoren den rechtspopulistischen Kandidaten Calin Georgescu massiv unterstützt – natürlich nicht mit handfesten Argumenten, sondern auf dem einzigen Schauplatz, der heutzutage wirklich zählt: TikTok.

Ein Netzwerk aus zahllosen Social-Media-Konten hatte Georgescu in den Wochen vor der Wahl wie eine Art Online-Messias dargestellt. Die Videos? Professionell produziert. Die Botschaften? Identisch und simpel. Die Reichweite? Explodiert. Ein politischer Supernova-Moment, powered by russische Serverfarmen und jede Menge Scheinlikes. Georgescu selbst? Betonte, er habe „keinen Cent für Wahlwerbung“ ausgegeben. Der Geheimdienst konterte mit Zahlen: 360.000 Euro waren allein für TikTok-Propaganda geflossen. Klingt ganz schön teuer für einen „kostenlosen“ Wahlkampf.


Von Demokratie und Drama: Politiker im Ausnahmezustand

Während Georgescu am Freitagabend von einem „Staatsstreich“ sprach und sein Anwaltsteam schon die Drucker für die Klagen gegen die Wahlbehörde warmlaufen ließ, hatte Elena Lasconi, die liberale Gegenkandidatin, ganz andere Sorgen. Die geplante Stichwahl am Sonntag ist gestrichen – und mit ihr ihre Hoffnungen, den populistischen Georgescu zu schlagen. „Die Demokratie wird mit Füßen getreten! Wir werden zum Gespött des Kremls!“, wetterte sie vor laufenden Kameras. Das Publikum? Wahrscheinlich geteilter Meinung. Die Demokratie? Gerade in den Seilen.

Auch Premier Marcel Ciolacu, der es selbst knapp nicht in die Stichwahl geschafft hatte, äußerte sich – zur Überraschung vieler – positiv zur Entscheidung des Gerichts. Schließlich sei es doch nur richtig, „angesichts der russischen Einflussnahme die Wahl zu wiederholen“. Kritiker werfen ihm allerdings vor, hinter den Kulissen vielleicht mehr Interesse daran zu haben, sich selbst ins Spiel zurückzubringen. Denn wer sagt denn, dass er nicht noch einmal antreten könnte?


Präsident Iohannis bleibt erstmal – mit einem tiefen Seufzer

Während sich der politische Nebel lichtet, bleibt Klaus Iohannis, der amtierende Präsident, einfach sitzen. Er hätte eigentlich am 21. Dezember abtreten sollen, aber das Chaos lässt das Land im Moment ohne Nachfolger zurück. In einer Ansprache erklärte er lakonisch: „Ich bleibe, bis wir hier die Sache geregelt haben.“ Man hörte den unausgesprochenen Zusatz förmlich: „… oder bis ich alt und grau bin.“


TikTok, Telegram und tausend Bots: Der Kreml goes viral

Die Details der russischen Einmischung lesen sich wie ein dystopisches Drehbuch: Ein „hybrider Angriff“ soll den rumänischen Wahlprozess untergraben haben. Über 85.000 Hackerangriffe seien auf die Wahldaten registriert worden, gleichzeitig schalteten TikTok-„Influencer“ offensichtliche Pro-Georgescu-Kampagnen. Russische Propaganda auf Telegram tat ihr Übriges. Es sei, so Rumäniens Geheimdienst, der „aggressivste hybride Wahlangriff der letzten Jahre“ gewesen.

Man fragt sich: Warum TikTok? Die Antwort ist ebenso einfach wie schockierend: TikTok gehört zur digitalen Lieblingsplattform der Generation, die den Glauben an traditionelle Medien längst verloren hat. Und was könnte eine bessere Waffe sein, als Videos mit tanzenden „Calin-für-Präsident“-Animatics?


Das Volk wird wütend – und Georgescu bleibt in der Warteschleife

Während Analysten wie der Politologe Sergiu Moscoiu bereits Straßenproteste vorhersagen, ist unklar, ob Georgescu überhaupt erneut kandidieren darf. „Es ist gut möglich, dass er ausgeschlossen wird“, meint Moscoiu. Seine Fans, die in den sozialen Netzwerken bereits wütende Kommentare hinterlassen, könnten das anders sehen.

Ob Georgescu auf die nächste Wahl hofft oder weiter seine „Staatsstreich“-Kampagne fährt, bleibt offen. Fest steht, dass er bei der ersten Runde den ersten Platz erreicht hatte – was bei einer Wahl, die jetzt unter Manipulationsverdacht steht, vielleicht nicht die Glanzleistung ist, die er gerne behauptet.


Ein Land in der Warteschleife – und alle schauen nach Moskau

Die erneute Wahl ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Für Rumänien bedeutet das Monate voller politischem Stillstand, chaotischen Debatten und hitzigen Protesten. Die liberale Kandidatin Lasconi bleibt kämpferisch, während Georgescu und sein Team rechtliche Schritte vorbereiten. Und irgendwo in Moskau dürfte man sich denken: „Mission accomplished.“

Was bleibt, ist die Frage: Wird sich Rumänien gegen diese hybride Herausforderung behaupten – oder bleibt es weiterhin das perfekte Beispiel für die dunklen Seiten des digitalen Zeitalters? TikTok-Likes alleine werden hier jedenfalls keine Demokratie retten.

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