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Wahlkampf in Deutschland: Es wird heiß, schrill und ein bisschen absurd

GDJ (CC0), Pixabay
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Rund sechs Wochen vor der vorgezogenen Bundestagswahl wird der Wahlkampf in Deutschland so richtig aufgeheizt – und zwar auf allen Seiten des politischen Spektrums. Von Olaf Scholz, der in Berlin zum gefühlt 27. Mal in seiner Karriere seine Partei „auf den Sieg einschwört“, bis zu Alice Weidel, die in einer Lichtshow à la „Deutschland sucht den Superstar“ ihre Kandidatur feiert, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Willkommen im deutschen Wahlzirkus 2025!
SPD: „Olaf Scholz Reloaded“

Die SPD glaubt offenbar fest daran, dass man mit einem 66-jährigen Olaf Scholz und einem Wahlprogramm mit dem Titel „Mehr für Dich. Besser für Deutschland“ das Kanzleramt verteidigen kann. Auf einem Sonderparteitag in Berlin wurde Scholz mit einer großen Mehrheit per Handzeichen (!) zum Kanzlerkandidaten gekürt. Ein Verfahren, das mehr an den Abschluss einer Klassenfahrt erinnert als an die Wahl eines Regierungschefs.

Scholz zeigte sich in seiner Rede gewohnt kämpferisch – naja, zumindest so kämpferisch, wie man Scholz eben kennt. Er erinnerte daran, dass er in Hamburg zweimal im Februar gewählt wurde und auch zweimal gewonnen habe. „Das macht Mut in dieser Zeit“, sagte er, als ob seine Siege in Hamburg vor zehn Jahren der Schlüssel zur Bundestagswahl 2025 wären. „Also kämpfen wir“, rief Scholz, bevor die Delegierten begeistert (oder höflich) applaudierten.

Doch der Kanzler weiß, dass es ernst wird: „Deutschland steht am Scheideweg. Wenn wir falsch abbiegen, dann wachen wir am nächsten Morgen in einem anderen Land auf.“ Was genau das heißen soll, bleibt unklar, aber hey – es klingt dramatisch!

AfD: Mit Lichtshow und „Remigration“ in den Wahlkampf

Bei der AfD wurde am Samstag Geschichte geschrieben, als Alice Weidel als erste Kanzlerkandidatin der Partei offiziell nominiert wurde. In Riesa, einer sächsischen Kleinstadt, die für solche Spektakel offenbar wie gemacht ist, trat Weidel unter Blitzlicht und lauter Musik auf die Bühne, als würde sie eine Stadion-Tournee ankündigen. Inhaltlich blieb sie beim Altbewährten: düstere Prognosen für Deutschland, Kritik an den Altparteien und – Überraschung – die Forderung nach „Remigration“.

Das Programm der AfD liest sich wie eine Mischung aus Nostalgie und Chaos: Deutschlands Grenzen dicht machen, Windkraftwerke abreißen, die Gaspipeline nach Russland wieder in Betrieb nehmen – und dazu eine Portion „starker Staat“. Weidel warf der CDU sogar vor, Teile des AfD-Wahlprogramms abgekupfert zu haben. Vielleicht der größte Spaß des Tages, wenn man bedenkt, dass die CDU öffentlich alles daran setzt, sich von der AfD abzugrenzen.

Proteste, Polizei und Drama in Riesa

Während drinnen die Lichtshow tobte, war draußen in Riesa der Teufel los. Rund 10.000 Demonstrierende (laut Veranstaltern sogar 12.000) protestierten lautstark gegen den AfD-Parteitag. Es kam zu hitzigen Szenen, bei denen mehrere Menschen verletzt wurden – sowohl auf Seiten der Demonstrierenden als auch bei der Polizei. Die AfD wird sich trotzdem insgeheim gefreut haben: Ein bisschen Drama gehört eben zum Image.

CDU: Merz setzt auf Psychologie und Brandmauern

In der CDU lief es am Wochenende deutlich nüchterner ab. Parteichef Friedrich Merz zeigt sich „sehr, sehr zuversichtlich“ und setzt im Wahlkampf auf Wirtschaftspolitik. „50 Prozent Psychologie“, erklärte Merz, „müssen wir machen, um die Stimmung im Land zu verbessern.“ Vielleicht hofft er, dass man die Bürger durch ein paar positive Parolen einfach vergessen lässt, dass alles teurer und komplizierter wird.

Eine klare Ansage gab es allerdings: Die „Brandmauer“ zur AfD bleibt. Merz erklärte, er werde keine Zusammenarbeit mit einer Partei zulassen, die er als ausländerfeindlich, antisemitisch und rechtsradikal bezeichnet. Immerhin ein klares Statement – auch wenn Kritiker vermuten, dass Merz die Brandmauer mehr zu seinem eigenen Schutz verteidigt als zum Wohl der CDU.
BSW: Wagenknecht will den Bundestag stürmen

Auch Sahra Wagenknecht und ihre neue Partei „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) mischen sich in den Wahlkampf ein. Am Wochenende tagte der Parteitag in Bonn, wo Wagenknecht die Bühne betrat, um ihre Vision von „Unser Land verdient mehr“ vorzustellen. Das Wahlprogramm verspricht einen Mix aus sozialer Gerechtigkeit, Souveränität und, natürlich, einem bisschen Putin-Verständnis.

Ob die Partei tatsächlich in den Bundestag einzieht, bleibt fraglich. Umfragen sehen das BSW bei etwa fünf Prozent – eine knappe Sache. Aber wenn es jemand schafft, mit einem neuen Projekt auf Anhieb in den Bundestag zu kommen, dann wohl die politische Ein-Frau-Show namens Sahra Wagenknecht.

Fazit: Ein Wahlkampf voller Spektakel

Der deutsche Wahlkampf 2025 hat alles, was man sich wünschen (oder fürchten) kann: Olaf Scholz, der mit einem Hamburger Februar-Sieg von vor Jahren Mut machen will, Alice Weidel, die mit Lichtshow und Anti-Windkraft-Rhetorik auf Tour geht, Friedrich Merz, der Psychologie als Wahlkampfwunderwaffe entdeckt, und Sahra Wagenknecht, die den Bundestag als Bühne für ihr Comeback sieht.

Es bleibt spannend, wer am Ende das Rennen macht – oder ob die Bürgerinnen und Bürger vor lauter Wahlkampf-Show irgendwann einfach den Fernseher ausschalten. Bis dahin heißt es: Deutschland, schnall dich an, es wird wild!

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