Das Biopharma-Unternehmen Marinomed aus Korneuburg ist jüngstes Opfer einer zunehmend raffinierten Welle von Cyberkriminalität. Wie das Unternehmen mitteilt, wurde ein Betrugsversuch nicht rechtzeitig erkannt – und es kam zur Überweisung von 677.000 Euro an Täter außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums.
Die Summe ist bislang weder rückbuchbar noch gesperrt worden. Die Firma hat Anzeige erstattet, klärt derzeit eine mögliche Schadensdeckung durch Versicherungen und betont, weiterhin liquide zu sein. Doch der Schaden ist angerichtet – und Marinomed kein Einzelfall.
Cyberangriffe nehmen rasant zu – auch Gemeinden betroffen
Die Vorfälle häufen sich bedrohlich:
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Die Gemeinde Hagenbrunn verlor im März rund 300.000 Euro durch eine ähnliche Masche.
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In Mödling wurden gefälschte E-Mails im Namen der Stadt verschickt – mit der Aufforderung, persönliche Daten preiszugeben oder Dokumente zu öffnen.
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Immer häufiger sind Phishing, Fake-Mails, Deepfakes und Social Engineering die Werkzeuge professioneller Täter.
Was steckt dahinter?
Die Täter nutzen täuschend echte E-Mails, gefälschte Websites oder sogar manipulierte Zahlungsaufforderungen, um Unternehmen oder öffentliche Stellen zur Überweisung hoher Summen zu bewegen. Die Angriffe sind gezielt, professionell organisiert und oft schwer zu erkennen. Besonders perfide: Die Mails wirken, als kämen sie von Vorgesetzten oder Partnerfirmen – inklusive korrekt formulierter Inhalte und Firmenlogos.
Was Sie JETZT tun sollten:
Für Unternehmen:
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Zahlungsfreigaben ab bestimmten Beträgen immer doppelt prüfen.
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Mitarbeitende im Umgang mit Phishing und Social Engineering schulen.
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Zugriffsrechte begrenzen und IT-Systeme regelmäßig auf Sicherheitslücken prüfen.
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Verdächtige Mails oder Zahlungsanweisungen sofort melden – besser einmal zu viel.
Für Gemeinden und Behörden:
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Notfallpläne für Cyberangriffe und Datendiebstahl erstellen.
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Interne Kommunikationswege absichern – nicht nur per Mail!
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Auf erhöhte Angriffswahrscheinlichkeit im kommunalen Bereich achten – besonders vor Zahlungsanweisungen.
Für alle Bürger:innen:
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Öffnen Sie keine unerwarteten Anhänge.
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Klicken Sie nicht auf Links in E-Mails, wenn Sie dem Absender nicht 100 % vertrauen.
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Fragen Sie im Zweifelsfall telefonisch bei der Organisation nach.
Fazit: Niemand ist zu klein oder zu groß für Betrug
Egal ob Konzern, Gemeinde oder Einzelperson – Cyberkriminalität kennt keine Grenzen. Die aktuellen Fälle zeigen: Selbst erfahrene Organisationen können Opfer werden, wenn Sicherheitslücken nicht ernst genommen werden. Wer heute noch glaubt, „sowas passiert nur anderen“, ist morgen vielleicht schon der nächste auf der Liste.
Bleiben Sie wachsam. Prüfen Sie doppelt. Und informieren Sie Ihr Umfeld. Jede nicht getätigte Überweisung ist ein Erfolg gegen die Täter.
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