Gestern gab der vom designierten US-Präsidenten Donald Trump als Regierungsberater berufene Tech-Milliardär Elon Musk Einblicke in seine ambitionierten Pläne für eine radikale Verschlankung des Regierungsapparats. Gemeinsam mit dem Geschäftsmann Vivek Ramaswamy erklärte er in einem Beitrag im Wall Street Journal, dass die ausufernde Bürokratie eine „existenzielle Bedrohung“ für die US-Demokratie darstelle.
Aber Moment mal: Was ist hier eigentlich die größere Bedrohung für die Demokratie – ein überregulierter Regierungsapparat oder ein Tech-Unternehmer, der in den USA fast genauso viel Macht wie das Weiße Haus zu haben scheint?
Elon Musk: Der neue Architekt der Demokratie?
Elon Musk, der Mann, der Raketen ins All schickt, Elektroautos verkauft und nebenbei Twitter (pardon, „X“) übernommen hat, sieht in der Bürokratie den Endgegner der Demokratie. Interessant, dass genau diese Bürokratie ihn jahrelang mit Subventionen gefüttert hat – ob für Tesla, SpaceX oder andere Projekte. Ironischerweise verdankt Musk seinen Aufstieg zum reichsten Mann der Welt unter anderem jener Bürokratie, die er jetzt verschlanken möchte.
Nun also der nächste Schritt: Als Leiter des neu geschaffenen „Department of Government Efficiency“ (DOGE – und ja, das klingt wirklich wie eine Kryptowährung), soll Musk zusammen mit Ramaswamy den Regierungsapparat neu erfinden. Bis 2026 soll Washington deutlich schlanker, effizienter und kostengünstiger werden – oder, wie Kritiker befürchten, schlicht ausgeweidet und demontiert.
Bürokratie: Die unterschätzte Bedrohung?
Auf der anderen Seite steht die Bürokratie – die Lieblings-Sündenbock vieler Politiker. Ja, sie ist langsam, schwerfällig und voller Formulare, die niemand versteht. Aber sie ist auch das Rückgrat einer funktionierenden Demokratie. Vom Schutz der Bürgerrechte bis zur Gewährleistung von Sozialleistungen: Bürokratie sorgt für Stabilität in einem chaotischen politischen System.
Musk und Ramaswamy argumentieren, dass die Ausgaben für Programme, deren Autorisierung längst abgelaufen ist, den Steuerzahler jährlich 516 Milliarden Dollar kosten. Klingt natürlich empörend – bis man bedenkt, dass viele dieser Programme wichtige öffentliche Dienste betreffen, die immer noch gebraucht werden, auch wenn der Kongress das Papierkram-Update verpasst hat.
Die Ironie der Effizienz
Die Ironie ist offensichtlich: Musk und Ramaswamy, zwei der schillerndsten Figuren des amerikanischen Kapitalismus, die kaum für Transparenz oder demokratische Prozesse bekannt sind, sollen nun die Regierung „effizienter“ machen. Aber was bedeutet Effizienz in diesem Zusammenhang? Weniger Beamte? Weniger Regulierungen? Weniger Kontrolle für Unternehmen wie Tesla oder SpaceX, die zufällig zu Musks Imperium gehören?
Es klingt fast, als würde man den Fuchs bitten, den Hühnerstall zu organisieren. Der radikale Stellenabbau und die Streichung von Regulierungen mögen auf den ersten Blick wie eine Revolution wirken, könnten aber schnell zu einer Konzentration von Macht bei den ohnehin schon Mächtigen führen – wie Musk selbst.
Ein Blick in die Zukunft
Bis 2026 will DOGE also eine verschlankte Regierung schaffen. Aber was bleibt dann übrig? Werden essentielle Dienste wie Bildung, Gesundheit und Soziales einer Kosten-Nutzen-Rechnung geopfert? Werden Regulierungen gestrichen, die derzeit verhindern, dass Unternehmen wie SpaceX oder Tesla noch mehr Macht anhäufen?
Die Frage lautet also: Ist die Bürokratie wirklich die größere Bedrohung, oder könnte der Einfluss eines einzigen Mannes – eines Milliardärs mit kaum demokratischer Rechenschaftspflicht – am Ende gefährlicher sein?
Fazit: Bürokratie oder Musk – was wiegt schwerer?
Die Bürokratie mag sperrig, frustrierend und ineffizient sein, aber sie ist auch das, was die Demokratie zusammenhält. Ein Mann wie Musk, der bereits eine beispiellose Kontrolle über Technologie, Kommunikation und jetzt sogar Regierungsreformen hat, könnte langfristig eine noch größere Gefahr darstellen – nicht nur für die Demokratie, sondern für das Gleichgewicht der Macht in den USA.
Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Doch während DOGE die Regierung verschlankt, sollten wir uns fragen, ob wir uns am Ende nicht eher um einen neuen „König des Kapitalismus“ sorgen müssen, der entscheidet, welche Teile der Demokratie bleiben dürfen und welche über Bord gehen.
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