Ein 24-jähriger Mann, der sich offen zu einer Ideologie der weißen Vorherrschaft bekennt, sieht sich mit schwerwiegenden Anklagen konfrontiert. Laut einer jüngst eingereichten Klage plante er, mit einer mit Sprengstoff beladenen Drohne eine Energieanlage in Nashville zu zerstören. Sein Ziel? Die Förderung des sogenannten Accelerationismus, einer radikalen Ideologie, die die Zerstörung der bestehenden Gesellschaftsordnung zum Ziel hat.
Was ist Accelerationismus?
Accelerationismus ist der Glaube, dass die aktuelle Gesellschaft unrettbar verloren ist und nur durch einen radikalen Zusammenbruch ein Neuanfang möglich wird. Die Ideologie wird vor allem in Kreisen der extremen Rechten und weißen Suprematisten propagiert. Dabei verfolgen Anhänger unterschiedliche Taktiken: von gezielter Gewalt bis hin zur bewussten Unterstützung gesellschaftlicher Spaltung.
Laut der Anti-Defamation League (ADL) glauben diese Extremisten, dass der Zusammenbruch des Systems – etwa durch Angriffe auf kritische Infrastrukturen wie das Stromnetz – weitere Anhänger mobilisieren und die „Rettung der weißen Rasse“ beschleunigen könnte. Historisch reichen Elemente dieser Ideologie zwar bis zum Marxismus zurück, die aktuelle Form hat jedoch in den letzten 10 bis 20 Jahren besonders in rechtsextremen Netzwerken an Bedeutung gewonnen.
Warum Stromnetze?
Das Stromnetz der USA ist ein besonders attraktives Ziel für Extremisten. Angriffe auf Stromversorgungsanlagen können großflächige Stromausfälle verursachen und Tausende Menschen betreffen. 2020 kursierte in extremistischen Foren sogar eine Anleitung für „Low-Tech“-Angriffe auf Umspannwerke, darunter mit Schusswaffen.
Im aktuellen Fall wird Skyler Philippi vorgeworfen, genau solche Angriffe geplant zu haben. Er studierte frühere Angriffe in North Carolina und Kalifornien und schlussfolgerte, dass Schusswaffen allein nicht ausreichen würden, um ein Umspannwerk lahmzulegen. Stattdessen setzte er auf die Idee, mit Drohnen einen koordinierten Angriff auf mehrere Anlagen durchzuführen. Sein Ziel: den totalen Zusammenbruch des US-Stromnetzes.
Zunahme von Angriffen
Angriffe auf Stromanlagen nehmen in den USA zu. Laut Statistik des Energieministeriums gab es 2022 insgesamt 25 physische Angriffe, verglichen mit 13 im Vorjahr. Ein besonders gravierender Vorfall ereignete sich im Dezember 2022 in North Carolina, wo gezielte Schüsse auf zwei Umspannwerke rund 45.000 Haushalte und Unternehmen lahmlegten.
Die Ermittlungen zu diesen Angriffen dauern an, und bisher wurden keine Täter gefasst. Der Vorfall zeigt, wie verletzlich kritische Infrastruktur gegenüber gezielten Angriffen ist. Laut Sicherheitsexperten müsse der Schutz vor Bedrohungen wie Drohnen, Schusswaffen und anderen unkonventionellen Angriffsmethoden verstärkt werden.
Politische Dynamik und Extremismus
Die Bedrohung durch Accelerationisten wird von Sicherheitsbehörden weiterhin ernst genommen. Die Dynamik dieser Bedrohung könnte sich mit politischen Veränderungen verschärfen. Ein Bulletin des US-Heimatschutzministeriums warnte bereits 2022 vor verstärkten Angriffen extremistischer Gruppen auf kritische Infrastrukturen, um Unruhe zu stiften und Gewalt zu inspirieren.
Für die Gemeinde und die Strafverfolgungsbehörden bleibt der Schutz des Stromnetzes eine der drängendsten Herausforderungen. Accelerationisten sehen in jeder Schwäche des Systems eine Chance – ein gefährliches Spiel mit dem Wohl und der Sicherheit von Millionen.
Kommentar: Die perfide Logik des Accelerationismus zeigt, wie tief sich Hass und Radikalität in manchen Teilen der Gesellschaft festgesetzt haben. Der Schutz kritischer Infrastruktur ist eine nationale Priorität, doch auch der Kampf gegen die Wurzeln dieser extremistischen Ideologie bleibt entscheidend.
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