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Was ist Fintech, was sind Fintech-Angebote?

Tumisu (CC0), Pixabay
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Der Begriff Fintech ist eine Abkürzung für den englischen Begriff financial technology (Finanztechnologie). Zu Fintech oder Fintech-Angeboten zählen alle Finanzdienstleistungen, die unter Zuhilfenahme von neuen und innovativen Technologien erbracht werden. Beispiele sind Finanzdienstleistungen nur auf dem Smartphone, automatisierte Anlageberatung, Blockchain-Technologie oder ganz allgemein die Bestrebungen zur Digitalisierung im Finanzdienstleistungssektor. Fintech-Angebote werden oft von neu gegründeten Unternehmen lanciert, die damit in Konkurrenz zu etablierten Finanzdienstleistern treten wollen. Es gibt aber auch Fintech-Angebote von etablierten Finanzdienstleistern.

Was sind typische Fintech-Geschäftsmodelle?

Fintech-Unternehmen bieten ihren Kunden häufig Dienstleistungen an, die bereits etablierte Finanzdienstleister offerieren. Fintech-Unternehmen versuchen aber, diese Dienstleistungen mittels technischer Innovationen dem Kunden kostengünstiger und/oder leichter zugänglich zu machen. Teilweise entstehen dabei aber auch gänzlich neue Angebote.
Beispiele sind:

  • Zahlungsdienstleistungen, die Überweisungen von staatlichen Währungen mittels Smartphone oder von privaten Kryptowährungen über eine Blockchain möglich machen.
  • Internetplattformen, die Finanzierungen von Projekten durch eine Vielzahl von Personen anstelle einer Bank oder eines einzelnen Investors ermöglichen (Crowdfunding).
  • Internetplattformen, welche die Verwaltung und den Handel mit klassischen Finanzprodukten oder mit Kryptowährungen und anderen Blockchain-basierten Token ermöglichen.
  • Anlageberatung und Vermögensverwaltung mit der Unterstützung von Algorithmen und anderen Computerprogrammen (Robo-Advisory).
  • Ausgabe von klassischen Finanzprodukten wie Aktien oder Obligationen oder andere Rechte in der Form von Blockchain-basierten Token (sog. Initial Coin Offering, Initial Liquidity Offering usw.).

Brauchen die Anbieter von Fintech-Angeboten eine Bewilligung der FINMA?

Fintech-Unternehmen bieten ihren Kunden häufig Dienstleistungen, die bereits etablierte Finanzdienstleister offerieren. Das schweizerische Finanzmarktrecht erfasst nicht einzelne Technologien, sondern Geschäftsmodelle und deren Risiken für die Anleger und Kunden. Fintech-Unternehmen benötigen deshalb häufig eine Bewilligung der FINMA. Ob eine Tätigkeit bewilligungspflichtig ist, hängt aber stets von der konkreten Ausgestaltung der Dienstleistung ab. Informationen zu den möglichen Bewilligungspflichten diverser Geschäftsmodelle finden Sie hier. Ob ein Unternehmen von der FINMA bewilligt worden ist, kann hier nachgeschlagen werden.

 

Was sollten Sie bei Investitionen in Fintech-Angebote beachten?

Fintech-Anbieter sind häufig neu zu diesem Zweck gegründete Unternehmen, die ein Geschäft erst aufbauen wollen und hierzu Geld von Anlegern benötigen. Erfolg oder Misserfolg sind dabei typischerweise nicht vorherzusagen. Für Fintech-Anbieter und -Produkte gilt deshalb wie für andere Start-ups oder innovative Geschäftsmodelle: Der Erfolg am Markt ist ungewiss. Vor diesem Hintergrund sollten Sie sich bei Investitionen vorgängig immer einige Fragen stellen, wie beispielsweise: In was investiere ich? Kann ich einen Totalverlust verkraften? Handelt es sich um einen seriösen Anbieter? Weitere Informationen und Tipps zum Anlegerschutz finden Sie hier (siehe auch Frage 12.9 zum Erkennen von unseriösen Fintech-Angeboten) Worauf sollten Sie bei Investitionen in Kryptowährungen oder sonstige Blockchain-Tokens besonders achten?

Kryptowährungen sind Zahlungsmittel, die von Privaten ausgegeben werden, auf einer Blockchain rein digital existieren und auch nur über diese übertragen werden können. Bekannte Kryptowährungen sind Bitcoin oder Ether. Eine ganze Reihe weiterer Blockchain-Token mit unterschiedlichen Zweckbestimmungen werden ebenfalls zur Investition angeboten.

Kryptowährungen bzw. Blockchain-Token sind ein relativ neues Phänomen am Finanzmarkt. Sie erfreuen sich aber einer wachsenden Beliebtheit bei den Anlegern. Ob sie sich langfristig am Markt behaupten werden, kann niemand voraussagen.

Zudem unterliegen Kyptowährungen und Blockchain-Token starken Preisschwankungen von mitunter mehr als 20 Prozent pro Tag. Dies ist im Vergleich zu traditionellen Angeboten am Finanzmarkt erheblich und birgt gerade für unerfahrene Anleger grosses Verlustpotential.

Das grosse Interesse von Anlegern an einzelnen Projekten in dieser Anlage-Klasse hat wiederholt zu rasanten Preisanstiegen geführt, die oft nicht nachhaltig sind und teilweise gar in betrügerischer Absicht herbeigeführt werden (sog. „Pump-and-Dump“). Anleger sollten sich gerade bei schnellen Preisanstiegen bewusst sein, dass auch Totalverluste möglich sind.

Worauf sollten Sie bei Investitionen in Crowdfunding-Angebote achten?

Crowdfunding ist der Oberbegriff für eine alternative Form der Finanzierung (sowohl in der Form von Eigen- als auch Fremdkapital) von Projekten oder Unternehmen. Die Grundidee des Crowdfunding besteht darin, dass die Finanzierung (Funding) eines Geldnehmers durch eine Vielzahl (Crowd) von Personen als Geldgebern erfolgt. Dies erlaubt es auch, dass die einzelnen Geldgeber im Verhältnis zum Gesamtbetrag nur einen kleinen Teil beisteuern. Am häufigsten wird Crowdfunding in die Kategorien Crowddonating (Spende), Crowdsupporting (Unterstützung), Crowdlending (Darlehen) und Crowdinvesting (Eigenkapital) unterteilt. Weitere Informationen finden sich hier.

Bei Investitionen in Crowdfunding-Angebote sollten Sie sich vor der Investition über die Seriosität des Geldnehmers informieren wie auch über die Plattform, welche die Finanzierung vermittelt (siehe hierzu auch: siehe hierzu auch Fallbeispiel unter Frage 12.10 und generelle Informationen zum Schutz vor Anlagebetrug). Sodann sollten Sie genau prüfen, welche Rechte mit Ihrer Investition verbunden sind (handelt es sich z. B. um eine Spende oder den Kauf einer Beteiligung?). Schliesslich sollten Sie sich überlegen, ob, wie rasch und zu welchem Preis sie allfällige Rechte, die Sie mit Ihrer Investition erwerben, wieder verkaufen können.

Spezifische Informationen der Notariatsbranche zum Crowdinvesting bei Immobilien finden sich hier.

Worauf ist bei der Teilnahme an Initial Coin Offerings zu achten?

Bei einem Initial Coin Offering (meist: „ICO„) überweisen die Anleger finanzielle Mittel (üblicherweise in Form von Kryptowährungen) an den ICO-Organisator. Im Gegenzug erhalten sie Blockchain-basierte Coins bzw. Token, die entweder auf einer neu entwickelten Blockchain oder auf einer bereits bestehenden Blockchain geschaffen und ausgegeben werden. Mit den erhaltenen Mitteln will der ICO-Organisator üblicherweise ein Geschäft aufbauen, das zum Zeitpunkt des ICO noch nicht besteht. Die Token verkörpern typischerweise Rechte gegenüber dem ICO-Organisator oder sollen künftig als Zahlungsmittel eingesetzt werden können. Die Rechte gegenüber dem ICO-Organisator können dabei sehr unterschiedlich sein (z. B. Rechte auf Anteil an zukünftigen Gewinnen oder auf Nutzung einer künftigen Dienstleistung). Das Geschäftsmodell des ICO-Organisators und die mit den Token verbundenen Rechte werden üblicherweise in einem sog. Whitepaper beschrieben.

Wenn Sie im Rahmen eines ICO Token erwerben wollen, sollten Sie sich zunächst über die Seriosität des Anbieters informieren (siehe hierzu auch Fallbeispiel unter Frage 12.10 und generelle Informationen zum Schutz vor Anlagebetrug). Anleger sollten sich bewusst sein, dass es sich in der Regel um Unternehmen und Geschäftsmodelle handelt, die sich noch in einer sehr frühen Phase befinden und daher besonders risikobehaftet sind. Schliesslich sollten Sie sich Frage stellen, welche Rechte Sie mit dem Token erwerben und wie diese im Verhältnis zur getätigten Investition stehen.

Worauf sollten Sie bei der Nutzung von Internetplattformen zum Handel von Finanzprodukten achten?

Internetplattformen zum Handel von Finanzprodukten bieten ihren Kunden typischerweise Investitionen in alle Arten von Finanzprodukten an, oder sie betreiben hierfür Handelsplätze. Meistens muss der Kunde zur Nutzung seine Mittel auf ein Konto des Plattformanbieters einzahlen. Je nach Angebot wird dem Kunden versprochen, dass die eingezahlten Mittel in Finanzprodukte (z. B. Kryptowährungen) investiert, die dann für den Kunden verwaltet und ggf. für den weiteren Handel verwendet werden sollen. Das Angebot kann folglich Geldwechsel, Devisenhandel, Effektenhandel, Vermögensverwaltung und traditionelle Kontoführung umfassen.

Nutzer von Internetplattformen zum Handel von Finanzprodukten sollten sich in einem ersten Schritt über die Seriosität des Anbieters informieren (siehe hierzu auch: siehe hierzu auch Fallbeispiel unter Frage 12. und generelle Informationen zum Schutz vor Anlagebetrug). Sodann sollten sie sich überlegen, ob das Finanzprodukt, in das sie investieren wollen, für sie geeignet und sinnvoll ist. Fehlen dem Anleger die nötigen Kenntnisse für diese Beurteilung, sollte ein Spezialist konsultiert (bspw. Bank, Anlageberater oder Vermögensverwalter) oder von der Investition abgesehen werden.

Wie können Anleger unseriöse Fintech-Angebote erkennen?

  • Auch unter den Fintech-Dienstleistungen finden sich unseriöse Anbieter.Diese haben nicht im Sinn, dem Kunden wirklich eine Dienstleistung zu erbringen. Seriöse von unseriösen Anbietern zu unterscheiden, ist nicht immer leicht. Die Beachtung einiger einfacher Vorsichtsmassnahmen reicht aber oft aus, um Schäden zu vermeiden.Ein Beispiel: Zur Einhaltung von Geldwäschereivorschriften müssen seriöse Anbieter ihre Kunden häufig identifizieren. Hierzu müssen sie von Kunden Unterlagen wie Passkopien einfordern. Unseriöse Internetseiten verlangen hingegen oftmals keine solchen Dokumente.

Es sei aber darauf hingewiesen, dass auch bei seriösen Anbietern Gewinne niemals garantiert sind. Auf unserer Webseite finden Sie generelle Informationen zum Schutz vor Anlagebetrug sowie Tipps, wie sich Anlegerinnen und Anleger vor unseriösen Angeboten schützen können.

Beispiel: Schädigung durch unseriöse Internetplattform für den Handel mit Finanzprodukten

Ein Anleger sucht nach einer Investitionsmöglichkeit, beispielsweise in die Kryptowährung Bitcoin. Zudem möchte er gerne einige ausländische Aktien erwerben. Über Spammails oder Werbung wird er auf einen Anbieter aufmerksam und registriert sich auf der Internetseite. Im Anschluss daran wird er telefonisch oder per E-Mail vom Anbieter kontaktiert und zu einer kleineren Investition überredet. Abklärungen über den Anbieter vor der Investition nimmt der Anleger keine vor.

In der Folge werden dem Anleger in seinem Konto auf der Internetplattform Gewinne für seine Investition angezeigt. In Tat und Wahrheit wurde das Geld aber nie investiert. Die angezeigten Gewinne sind fiktiv. Der Anleger aber lässt sich, geblendet von den vermeintlichen Gewinnen die ihm angezeigt werden, vom Anbieter zu weiteren Investitionen von nun grösseren Summen überzeugen. Oft wird auch die Identität von bestehenden Unternehmen missbraucht (z.B. geklonte Webseiten als Falle).

Nach einiger Zeit versucht der Anleger, sich einen Teil seines Guthabens beim Anbieter auszahlen zu lassen. Er wird vom Anbieter wiederholt hingehalten. Dem Anleger wird beispielsweise gesagt, er müsse für die Auszahlung zur Begleichung von Steuern oder Gebühren nochmals Geld einzahlen. Nach einigem Hin und Her, oder sobald der Anleger weitere Einzahlungen verweigert, bricht der Kontakt ab. Der Anleger wird nun misstrauisch und recherchiert im Internet. So realisiert er, dass es sich wahrscheinlich um ein unseriöses Angebot handelte. Er kontaktiert die Polizei, Staatsanwaltschaft oder die FINMA. Viele Anleger schämen sich aber auch und behalten die Fehlinvestition für sich.

Da die Betrüger die Gelder der Anleger häufig direkt ausgeben oder über verschiedene Konten ins Ausland abführen, können die Behörden diese oftmals nicht mehr sicherstellen. Es lohnt sich deshalb, Probleme möglichst rasch den zuständigen Behörden anzuzeigen.

Ist ein Anleger einmal von unseriösen Anbietern geschädigt, werden dessen Kontaktdaten oft auch noch an Dritte weitergegeben. Der Anleger wird dann von vermeintlich neuen Dienstleistern kontaktiert, mit dem Versprechen, dass diese helfen können, das verlorene Geld zurückzuholen bzw. mit neuen Geschäften zurückzugewinnen. Für diese „Hilfe“ muss der Anleger dann wiederum vorab Geld einzahlen. Der Anleger verfängt sich noch fester im Netz.

Weiterführende Informationen, auch zu anderen Geschäftsmodellen, finden sich hier.

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