Anne Brorhilker, die frühere leitende Ermittlerin im Cum-Ex-Steuerbetrugsskandal, hat ihren Posten bei der Staatsanwaltschaft Köln verlassen, um als Geschäftsführerin bei der Organisation „Finanzwende“ tätig zu werden. Brorhilker kritisiert, dass die politische Reaktion auf die Cum-Ex-Fälle, auch elf Jahre nach deren Aufdeckung, unzureichend sei. Ihrer Meinung nach mangelt es an effektiven Kontrollen sowohl bei Banken als auch auf den Aktienmärkten. In ihrer neuen Rolle bei „Finanzwende“ strebt sie an, die Systeme zur Bekämpfung von Finanzkriminalität zu verbessern und die Einflüsse der Finanzlobby zurückzudrängen.
Die Organisation „Finanzwende“ wurde 2018 als Bürgerbewegung gegründet, zehn Jahre nach der Lehman-Krise. Der Verein setzt sich für die Bekämpfung von Finanzkriminalität, die Kritik an ungerechten Praktiken an den Finanzmärkten und den Schutz der Verbraucher ein. „Finanzwende“ finanziert sich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Zuwendungen von Organisationen, mit Einnahmen und Ausgaben, die im Jahr 2022 jeweils 1,4 Millionen Euro betrugen.
Cum-Ex-Geschäfte sind eine Form des Steuerbetrugs, bei denen Aktien mit (cum) und ohne (ex) Dividendenanspruch rund um den Dividendenstichtag zwischen mehreren Beteiligten hin und her gehandelt wurden. Durch die Ausnutzung von Lücken im Steuersystem wurden Kapitalertragsteuern mehrfach erstattet, obwohl sie nur einmal abgeführt wurden. Dies führte zu erheblichen Steuerverlusten für die Staatskassen und gilt als einer der größten Steuerskandale in Deutschland.
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