In Deutschland ist die Verschreibung der Abnehmspritze Wegovy zur Behandlung von Adipositas nun möglich. Die wöchentliche Injektion enthält den Wirkstoff Semaglutid, der den Appetit reguliert und ein schnelleres Sättigungsgefühl erzeugt. Laut einer Studie verlieren Patienten in etwas über einem Jahr etwa 15 Prozent ihres Gewichts, wenn sie zusätzlich ihren Lebensstil anpassen. Ein ähnliches Medikament mit dem gleichen Wirkstoff war bereits in Deutschland erhältlich, jedoch nicht für die Adipositas-Behandlung zugelassen.
Es ist wichtig zu beachten, dass das Medikament kein „Wundermittel“ zur Erreichung des Idealgewichts ist und nicht bei Normalgewichtigen angewendet werden sollte. Die Zulassung gilt für Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 30 oder einem BMI über 27 in Verbindung mit weiteren gewichtsbedingten Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Unter bestimmten Bedingungen können auch Kinder ab zwölf Jahren das Medikament erhalten.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) stuft die Nebenwirkungen des Medikaments als „beherrschbar“ ein, und die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) hält den Wirkstoff Semaglutid insgesamt für relativ gut verträglich, sofern die Dosierung langsam gesteigert wird. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Durchfall, aber es sind auch andere seltene Nebenwirkungen möglich. Eine neue Untersuchung der EMA wurde aufgrund des Verdachts eingeleitet, dass das Medikament in Einzelfällen Suizidgedanken auslösen und bei Patienten mit Typ-2-Diabetes Schilddrüsenkrebs begünstigen könnte.
Die Kosten für die Abnehmspritze sind hoch, etwa 300 Euro für vier Wochen in Deutschland. Obwohl das Medikament in den USA teurer ist, können es sich auch dort viele Menschen nicht leisten. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bisher die Kosten nicht, aber es besteht die Möglichkeit, dass sich dies in Zukunft ändert, da Adipositas in Deutschland als Krankheit anerkannt wird.
Ärzte bewerten Wegovy positiv, betonen jedoch, dass es keine alleinige Lösung ist. Matthias Schlensak, leitender Oberarzt des Adipositas- und Refluxzentrums Niederrhein, betont die Bedeutung einer Begleitung durch Ernährungsumstellung, Bewegungstherapie und Verhaltensmodifikation für langfristigen Erfolg. Der Hersteller hatte in den letzten Monaten mit Lieferengpässen zu kämpfen.
Obwohl Wegovy nicht das einzige Medikament gegen Adipositas ist, sehen viele Fachleute es als echten Fortschritt zur Verbesserung der Versorgung von übergewichtigen Menschen. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) kritisiert die bisherige Vernachlässigung von Menschen mit Adipositas im deutschen Gesundheitssystem. Bisher waren in Deutschland lediglich zwei Medikamente zur Behandlung von Fettleibigkeit verfügbar. Wegovy ist in der Regel deutlich wirksamer als bisherige Mittel.
Abnehmspritzen könnten den Herstellern hohe Umsätze bringen, da die Zahl adipöser Menschen weltweit steigt. Der Aktienkurs von Novo Nordisk ist bereits aufgrund von Wegovy gestiegen. Laut dem Vermögensverwalter DJE Kapital ist der Bereich Adipositas bisher geschäftlich kaum erschlossen und ein vielversprechender Wachstumsmarkt. Die Medikamente müssen laut bisherigen Daten bei den meisten Betroffenen langfristig angewendet werden.
In Zukunft werden voraussichtlich weitere wirksame Medikamente gegen Fettleibigkeit entwickelt. Novo Nordisk wird mit anderen Herstellern von möglicherweise wirksameren Abnehmmedikamenten konkurrieren. Entscheidend wird sein, wie viel Gewicht mit neuen Abnehmspritzen verloren werden kann und welche Nebenwirkungen auftreten. Bei starkem Übergewicht und erheblichen Begleiterkrankungen wird bisher eine Magenoperation neben Bewegung und Ernährungsumstellung empfohlen. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern ist die Anzahl der Operationen in Deutschland jedoch niedriger.
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