Sag mir, wie Du Dein Geld anlegst, und ich sage Dir, wer Du bist. Anlagestrategien verraten viel über den Charakter. Wer sein Geld optimal anlegen will, sollte prüfen, ob er ein spekulativer, konservativer oder risikobewusster Anleger ist.
Wenn Sie sich von Ihrem Bankberater zum ersten Mal über Aktien informieren, wundern Sie sich nicht, dass es mitunter ein bisschen zugeht wie bei einem Rendezvous. Der Bankberater wird Ihnen mehrere Fragen stellen, um herauszufinden, welcher Typ Sie sind. Denn nur so kann er die individuell maßgeschneiderte Anlagestrategie für den noch unerfahrenen Börsen-Einsteiger ermitteln. Wem das zu persönlich ist, der kann auch einen Anlegertest bei einer Online- oder Direkt-Bank machen und sich sein Anlegertyp-Profil selbst erstellen.
Man unterscheidet drei Risikostufen: Es gibt den konservativen, den risikobewussten und den spekulativen Anleger. Zu welcher Gruppe man gehört, hängt von der Risikobereitschaft ab. Sucht der Anleger das geringste Risiko und langfristig sichere Gewinne, fällt er unter die Gruppe der „Konservativen“. Nimmt er hingegen ein hohes Risiko in Kauf, um die höchste Rendite zu erzielen, zählt er zur Kategorie der spekulativen Anleger. Der risikobewusste Anleger wiederum achtet darauf, das Risiko zu begrenzen, ohne aber auf die besten Renditechancen zu verzichten.
Während des Börsen-Booms Ende der 90er Jahre galt der konservative Anleger bei vielen Anlegern und Bankberatern als langweilig und rückständig. Doch das Platzen der DotCom-Blase 2000 und die 2007 einsetzende Finanzkrise hat bewirkt, dass er das Angsthasen-Image abstreifen konnte. Der konservative Anleger gilt als besonnen, clever und vermögender als viele seiner spekulativen Mitstreiter.
Denn im Gegensatz zu den beiden anderen risikofreudigen Anleger-Typen hat sich der „Konservative“ auf Anlageformen beschränkt, die ihm auch während der Börsenflaute Zinseinnahmen bescherten. Dazu gehören unter anderem Rentenfonds, Anleihen, Bundesschatzbriefe – und ein paar sorgfältig ausgewählte, wenig riskante Aktien. Der vorsichtige Anleger verliert nicht den Kopf, wenn der Dax auf neue Tiefstände fällt. Er hält seine Anlagen oft über Jahre und spart nicht nur Nerven, sondern auch Bankgebühren und Händlerprovisionen.
Der Risikobewusste sichert sich ab
Vom konservativen Anleger hat auch der risikobewusste Anleger gelernt, der sein Risiko bewusst steuert und streut. Sein Depot enthält inzwischen deutlich weniger Aktien als früher und ist gut gemischt.
Die Zeiten, in denen 70 Prozent seines Vermögens in Aktien oder Aktienfonds investiert wurden, sind vorbei. Auch die gern angewandte Faustregel 100 minus Lebensalter gleich Aktienanteil gilt nach nicht mehr. Mit Investitionen in Rohstoff- oder Geldmärkten sichert sich der risikobewusste Anleger gegenüber den schwankenden Aktienkursen ab.
„Bauchmensch“ kontra „Kopfmensch“
Eine ähnliche Einteilung der Anlegertypen haben „Börsen-Psychologen“ wie der „Behavioral Finance“-Experte Joachim Goldberg getroffen. Goldberg unterscheidet drei Typen von Anlegern: den „Bauchmenschen“, den „Herzmenschen“ und den „Kopfmenschen“. Der „Bauchmensch“ analysiert nicht lange, sondern handelt intuitiv und kurzfristig. Gewinne werden frühzeitig realisiert, Verluste verdrängt.
Der „Kopfmensch“ hingegen denkt rein rational und legt sein Geld langfristig an – ähnlich wie der konservative Anleger. Er informiert sich gründlich über Unternehmen, bevor er in deren Aktien investiert.
Der „Herzmensch“ wiederum orientiert sich weniger an harten Fakten als an seiner Mitwelt. Sein Ziel ist es, von anderen anerkannt zu werden. Deshalb tauscht er sich gerne mit anderen aus und lässt sich ausgiebig beraten. Falls der „Herzmensch“ dann doch Verluste macht, spielt er sie herunter.
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