Das jüdische Erbe aus dem Mittelalter in Erfurt hat nun einen festen Platz auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Diese Entscheidung wurde am vergangenen Sonntag vom zuständigen Komitee während ihrer Tagung in Riad, Saudi-Arabien, getroffen.
Zu dieser neuen deutschen Welterbestätte, der 52. insgesamt, gehören drei markante Gebäude: die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinerne Haus. Die Alte Synagoge ist eine der ältesten bis zum Dach erhaltenen Synagogen in Europa. Sie beherbergt heute ein Museum, das wertvolle Artefakte aus der Zeit des mittelalterlichen jüdischen Lebens in Erfurt ausstellt. Dazu zählt ein bedeutender goldener Hochzeitsring, der als „Erfurter Schatz“ bekannt ist.
Die Mikwe, ein jüdisches Ritualbad, ist ein weiteres bemerkenswertes Relikt aus der Vergangenheit. Es unterscheidet sich von anderen erhaltenen Mikwen durch seine einzigartige Bauform. Das Steinerne Haus, ein Profangebäude aus dem 13. Jahrhundert, diente verschiedenen Zwecken und ist ein Zeugnis für die jüdische Gemeinde in der Stadt im Hochmittelalter.
Die Auszeichnung wurde von verschiedenen Persönlichkeiten begrüßt. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hofft, dass die Entscheidung eine Botschaft der Vielfalt und des friedlichen Miteinanders aussendet. Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein sieht den Titel als Ergebnis jahrelanger sorgfältiger Vorbereitung und Verpflichtung für die zukünftige Erhaltung dieser Stätten.
Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, sieht in dem Welterbetitel nicht nur einen touristischen Anziehungspunkt, sondern auch eine Möglichkeit für die jüdische Gemeinde, sich mehr zu Hause zu fühlen. Er hofft außerdem auf die Eröffnung eines koscheren Restaurants in der Stadt.
Maria Böhmer, die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, bezeichnet die Wiederentdeckung dieser jüdischen Monumente als ein großes Geschenk.
Die Stadt Erfurt sieht den Welterbetitel als Verpflichtung und plant, ein Welterbezentrum hinter dem Rathaus zu etablieren. Die Ernennung dieser Stätten ist das Ergebnis von 15 Jahren Forschung und macht sie zur fünften Unesco-Welterbestätte in Thüringen
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