In Deutschland werden immer weniger neue Wohnungen gebaut. Auch im September gab es einen starken Rückgang bei den Baugenehmigungen. Das Statistische Bundesamt meldet, dass nur 15.300 neue Wohnungen genehmigt wurden – das sind 23,1 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 157.200 Wohnungen genehmigt. Das sind fast 20 Prozent weniger als im ohnehin schon schwachen Vorjahr.
Besonders drastisch ist der Rückgang bei Einfamilienhäusern. Hier wurden nur noch 28.300 Bauvorhaben genehmigt – das sind 25,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Aber auch bei Mehrfamilienhäusern sieht es schlecht aus: Die Zahl der neuen Genehmigungen sank um 21,7 Prozent auf 82.400 Einheiten.
Ziel von 400.000 Wohnungen in weiter Ferne
Die Bundesregierung hatte sich vorgenommen, in diesem Jahr 400.000 neue Wohnungen zu schaffen. Doch angesichts der aktuellen Zahlen rückt dieses Ziel immer weiter weg. Die Bauindustrie steckt in einer tiefen Krise. Gründe dafür sind die gestiegenen Baukosten und die hohen Zinsen für Kredite. Viele Bauherren und Investoren zögern, neue Projekte anzugehen.
Auch der nicht verabschiedete Bundeshaushalt bereitet der Branche große Sorgen. Ohne neuen Haushalt können wichtige öffentliche Aufträge für Straßen- und Schienenbau nicht vergeben werden. Zudem drohen Fördergelder auszulaufen, die den Wohnungsbau eigentlich unterstützen sollten.
Verbände fordern weniger Vorschriften
Die Verbände der Bauindustrie und des Baugewerbes sehen dringenden Handlungsbedarf. Sie fordern weniger strenge Bauvorschriften und weniger Pflichtauflagen für Komfort und Ausstattung. Diese würden die Baukosten unnötig in die Höhe treiben. Felix Pakleppa vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe meint, dass solche Standards freiwillig bleiben sollten.
Tim-Oliver Müller, Geschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, lobt zwar einige Maßnahmen der Regierung zur Belebung des Wohnungsbaus. Doch er betont, dass diese bisher nicht ausgereicht haben. Es brauche dringend Veränderungen bei den kostentreibenden Vorgaben von Bund, Ländern und Kommunen.
Baufirmen in Bayern streichen Stellen
Die Krise hat besonders schwere Folgen für die Bauwirtschaft in Bayern. Viele Baufirmen bauen Personal ab. Laut dem Landesamt für Statistik waren im Juni dieses Jahres knapp zwei Prozent weniger Menschen in der Branche beschäftigt als ein Jahr zuvor. Auch die Arbeitsstunden gingen deutlich zurück. Die Bauunternehmen meldeten im Juni 5,6 Prozent weniger Arbeitsstunden als im Vorjahr.
Auch die Umsätze der bayerischen Bauwirtschaft sind gesunken – nominal um fast fünf Prozent. Zwar bleibt die Zahl der Betriebe stabil, doch die fehlenden Aufträge, besonders im Wohnungsbau, machen den Unternehmen zu schaffen. Während es im Tiefbau aufgrund öffentlicher Aufträge noch besser aussieht, bleibt die Lage im Wohnungsbau kritisch.
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