Was würdest du tun, wenn eines Morgens plötzlich ein echter Banksy auf deiner Hauswand auftaucht? Für zwei britische Hausbesitzer wurde dieses Szenario Realität – mit völlig unterschiedlichen Folgen.
Fall 1: Sam und das „Valentine’s Day Mascara“ in Margate
Sam, die Eigentümerin eines Hauses in Margate, wurde von ihrer Mieterin auf ein neues Graffiti aufmerksam gemacht – es stellte sich als echter Banksy heraus. Das Werk zeigt eine Hausfrau der 1950er mit einem blauen Auge, die offenbar ihren Partner in eine Tiefkühltruhe steckt. Es thematisiert häusliche Gewalt am Valentinstag – ein Tag, an dem Gewaltvorfälle oft zunehmen.
Chaos folgte auf dem Fuß:
-
Die Stadt entfernte kurzerhand die Truhe – ein Teil der Installation.
-
Besucher, Journalisten und Kunstinteressierte strömten herbei.
-
Der Künstler hatte sogar den Maler Peter Brown beauftragt, die Reaktionen festzuhalten – ein Hinweis darauf, dass Banksys wahres Kunstwerk die gesellschaftliche Reaktion ist.
Heute ist das Werk professionell gesichert, soll über eine Million Pfund einbringen und ein Teil der Einnahmen soll an eine Gewaltpräventionsorganisation gehen. Das Kunstwerk bleibt in Margate – und Sam hat ihre Rolle als „Kunstverwalterin“ angenommen.
Fall 2: Gert & Gary und die Möwe in Lowestoft
In der Küstenstadt Lowestoft tauchte ein riesiger Banksy auf: Eine Möwe, die sich scheinbar auf eine übergroße „Pommes-Schale“ stürzt – in Wirklichkeit ein Bauschuttcontainer mit gelber Isolierung. Es war Teil von Banksys „Great British Staycation“-Serie nach den Covid-Lockdowns.
Doch für Gert war das kein Grund zur Freude:
-
Die Stadt forderte sie auf, das Werk zu sichern – auf eigene Kosten.
-
Menschen kletterten mit Kindern in den Container für Selfies.
-
Eine mögliche „Preservation Order“ hätte sie jährlich £40.000 kosten können.
Bilanz bis heute:
-
£450.000 Ausgaben
-
Das Kunstwerk lagert in einem klimatisierten Lagerhaus, Kosten: £3.000 monatlich
-
Kein Verkauf – trotz Interessenten
-
„Ich bin wütend“, sagt Gary.
Street Art oder Luxusgut?
Während Sam von Banksys Kunst profitiert, kämpft Gert mit bürokratischen und finanziellen Belastungen. Beide Fälle zeigen: Ein Banksy an der Wand kann Fluch oder Segen sein.
Und die Meinung darüber, was mit Banksy-Kunst geschehen sollte, geht weit auseinander:
Steph Warren, Street-Art-Galeristin & ehemalige Banksy-Mitarbeiterin:
„Wenn man ein Banksy entfernt, verliert das Werk seine Bedeutung. Es gehört auf die Straße – nicht ins Museum.“
Ihr Tipp für gestresste Eigentümer:
„Einfach fünf Liter weiße Farbe kaufen und überstreichen.“
Doch Banksy hat längst eine neue Kunstform etabliert: Street Art als Anlageklasse. Werke und Drucke erzielen sechsstellige Summen. Und so stehen Eigentümer zwischen den Extremen – Kunstethik vs. wirtschaftlicher Realität.
Fazit
Ein Banksy an der Wand ist keine Einladung zur Entspannung, sondern zum Handeln. Zwischen öffentlichem Kulturgut, persönlichem Eigentum und millionenschweren Deals steht am Ende eine Frage:
Was macht ein Kunstwerk eigentlich wertvoll – seine Botschaft, sein Ort oder sein Preis?
Kommentar hinterlassen