Die neuesten Umfragen sind ein politisches Erdbeben: Die AfD liegt gleichauf mit der Union – ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Sechs Wochen nach der Bundestagswahl haben CDU und CSU jeden sechsten Wähler verloren, die AfD hingegen klettert auf ein Allzeithoch von 24 Prozent. Noch dramatischer: Mehr als 50 % der CDU-Mitglieder würden lieber mit der AfD koalieren als mit der SPD.
Was bedeutet das? Nichts weniger als: Die Brandmauer bröckelt.
Zweifel an der Union – in der Mitte und an der Basis
Die CDU steckt in Koalitionsverhandlungen mit der SPD – doch statt Klarheit zu schaffen, zerfleddert sie ihr Profil. Die Unzufriedenheit der eigenen Anhänger ist spürbar, nicht nur in Umfragen. Sie hat einen Namen: Friedrich Merz. Sein zögerliches, unklar definiertes Verhältnis zur AfD – mal harte Kante, mal rhetorische Annäherung – schafft Unsicherheit statt Führung.
Dass nun die Hälfte der Parteibasis offen für ein rechtes Bündnis ist, zeigt: Das einst Undenkbare ist für viele längst normal geworden. Was vor Jahren noch als rote Linie galt, wird heute als Option diskutiert.
Brandmauer oder Baugerüst?
Man kann es nicht oft genug sagen: Die sogenannte Brandmauer zur AfD ist nur so stark wie ihr Fundament. Und das wackelt gewaltig. Aussagen wie „mit den demokratisch gewählten Abgeordneten der AfD kann man doch sprechen“ – einst taktisch verpackt – führen nun direkt in den Normalisierungsprozess.
Dabei ist der Höhenflug der AfD kein Zufall: Während die demokratischen Parteien versuchen, pragmatisch Kompromisse zu finden, profitiert die AfD von Empörung, Vereinfachung und populistischer Klarheit. Und je mehr sich die Union selbst zerfleischt, desto stärker erscheint die AfD als „Alternative“.
Ein Alarmsignal – für Merz, für die CDU und für Deutschland
Diese Umfrage ist nicht bloß ein Rückschlag für Friedrich Merz – sie ist ein Weckruf für die Demokratie. Wenn die größte Oppositionspartei lieber nach rechts schielt als in die politische Mitte, läuft etwas grundsätzlich schief.
Die CDU steht an einem Scheideweg: Rückt sie ins autoritär-nationale Lager, wird sie womöglich kurzfristig Applaus ernten – doch langfristig verliert sie ihre Identität. Bleibt sie standhaft und verteidigt die Brandmauer, wird sie harte Diskussionen aushalten müssen – aber auch ihre politische Glaubwürdigkeit bewahren.
Fazit: Es ist Zeit für Klartext
Die Union muss sich jetzt entscheiden: Will sie eine konservative Volkspartei bleiben oder zum Steigbügelhalter für Rechtspopulismus werden? Friedrich Merz hat die Verantwortung, diese Debatte nicht länger auszusitzen, sondern sie offen, klar und ohne Taktik zu führen. Denn eines ist sicher:
Wer die Brandmauer nicht verteidigt, wird am Ende selbst von den Flammen erfasst.
Kommentar hinterlassen