Die BayWa AG, einst ein solider Gigant für Agrar- und Baustoffhandel, ist 2024 offenbar mit Vollgas gegen die Wand gefahren. Der Versuch, sich mit kreditfinanzierter Expansion in neue Geschäftsfelder zu stürzen, hat dem Münchner Konzern ordentlich Sand ins Getriebe geworfen. Nun droht die einstige Vorzeige-Firma unter der Last ihrer eigenen Ambitionen zu kollabieren – und mit ihr möglicherweise auch die Hoffnungen unzähliger Kleinanleger.
Während die Banken und Großinvestoren in aller Ruhe auf ihre Ansprüche verzichten, um der BayWa bis 2027 Luft zum Atmen zu verschaffen, stellen sich viele Bürger die Frage: Und was ist mit unserem Geld?
Bürgerbeteiligung oder Abenteuerurlaub für Kleinanleger?
Die Tochtergesellschaft BayWa r.e. hatte einst ein glänzendes Angebot für Anwohner parat: Investieren Sie in die Energiewende vor Ihrer Haustür! Renditen von 3,5 bis 5,5 Prozent, versprochen für Solarparks in Bayern oder Windparks in Baden-Württemberg, klangen fast zu gut, um wahr zu sein. Aber wie sagt man so schön? Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch.
Statt echter „Bürgerbeteiligung“, wie es auf der Website angepriesen wurde, handelte es sich – so Kritiker – um sogenanntes „graues Kapitalmarkt-Investing“. Hinter den glänzenden Renditeversprechen stecken nämlich nachrangige Darlehen. Das heißt im Klartext: Im Fall der Fälle gucken die Bürger als Letzte in die Röhre, während Banken und große Gläubiger sich zuerst bedienen. Oder, wie es der Kapitalmarktrechtler Peter Mattil treffend ausdrückt: „Das ist keine Beteiligung, sondern eine risikoreiche Geldbeschaffung – die Anleger stehen mit leeren Händen da, wenn’s brenzlig wird.“
Aber hey, keine Sorge! Laut BayWa r.e. dürfen die Anleger immerhin auf „planmäßige Ausschüttungen“ hoffen – vorausgesetzt natürlich, dass alles „regulär“ läuft. Angesichts der aktuellen Krise klingt das aber wie der Spruch eines Fallschirmspringers: „Solange der Schirm sich öffnet, wird alles gut!“
Das Kleingedruckte – eine spannende Lektüre für Optimisten
Ein Blick in die Informationsblätter der BayWa r.e. gibt den Anlegern schon zu Beginn einen kleinen Adrenalinkick: „Erhebliche Risiken“ und ein „möglicher Totalverlust“ werden freundlich, aber bestimmt erwähnt. Und dann ist da noch die Zauberformel „qualifizierter Rangrücktritt“ – ein Begriff, der klingt, als ob er aus einem Fantasy-Roman stammt, aber für Kleinanleger alles andere als magisch ist.
Was das bedeutet? Ganz einfach: Sollte BayWa r.e. in finanzielle Schwierigkeiten geraten, kann das Unternehmen die Rückzahlungen an Kleinanleger zurückhalten – und das sogar, bevor eine Insolvenz überhaupt im Raum steht. Für die Bürger bedeutet das: Ihr Geld steckt zwar im Projekt, aber ob es jemals zurückkommt, hängt vom guten Willen der Firma (oder ihrer möglichen neuen Besitzer) ab.
Die Schweizer kommen: Kontrollwechsel in Sicht?
Um aus der Krise herauszukommen, setzt die BayWa r.e. nun offenbar auf die helfende Hand eines strategischen Partners. Aktuell wird mit der Schweizer Investmentgesellschaft „Energy Infrastructure Partners“ (EIP) verhandelt, die bereits 49 Prozent der Anteile an der BayWa r.e. hält. Ein Zukauf könnte EIP die volle Kontrolle über die Gesellschaft verschaffen.
Was das für die Kleinanleger bedeutet? Nun, es könnte spannend werden. Denn mit einem neuen Eigentümer könnte sich auch die Frage der Rückzahlung der Darlehen noch schwieriger gestalten. Rechtsanwalt Mattil bezeichnet die Situation als „unsichere Geldbeschaffung“, die den Bürgern letztlich kaum Rechte lässt.
Crowdfunding für die Energiewende – oder die nächste Baustelle?
Besonders bemerkenswert ist, dass BayWa r.e. trotz der finanziellen Turbulenzen fleißig neue Projekte vermarktet. So konnten Anwohner im fränkischen Kammerstein bereits rund 224.500 Euro an nachrangigen Darlehen in einen Solarpark investieren – ein Projekt, das mittlerweile übrigens an den Automobilzulieferer Schaeffler übergegangen ist. Die Verträge? Wanderten gleich mit.
Jetzt steht ein neues Windpark-Projekt in der Region an. Ob erneut Kleinanleger zur Kasse gebeten werden, bleibt abzuwarten. Angesichts der aktuellen Situation dürften potenzielle Investoren allerdings etwas genauer hinschauen – oder sich schlicht die Frage stellen, ob sie wirklich Lust haben, bei einem Unternehmen mitzufinanzieren, das aktuell auf wackeligen Beinen steht.
Und was wird aus dem Geld der Kleinanleger?
Während sich Banken und Großinvestoren entspannt zurücklehnen und bis 2027 auf ihre Forderungen verzichten, bleibt die Zukunft des von Bürgern investierten Kapitals ungewiss. Der Sanierungsplan mag der BayWa AG Zeit verschaffen, aber für Kleinanleger bleibt vorerst nur ein großes Fragezeichen.
Anlegerschützer werfen inzwischen einen kritischen Blick auf die Muttergesellschaft BayWa AG selbst und prüfen, ob die Anleger rechtzeitig über die finanzielle Schieflage informiert wurden. Die Hoffnung, dass sich jemand um die Kleinanleger kümmert, bleibt bestehen – aber wer sie letztlich rettet, ist noch völlig offen.
Fazit: Ein Investment mit viel Nervenkitzel
Wer glaubte, mit der BayWa r.e. nicht nur die Energiewende, sondern auch die eigene finanzielle Zukunft zu sichern, erlebt jetzt eine herbe Enttäuschung. Statt solider Rendite gibt es Nervenkitzel pur – und ein Lehrstück darüber, warum man das Kleingedruckte immer lesen sollte. Wer rettet die Kleinanleger? Diese Frage bleibt vorerst unbeantwortet. Bis dahin bleibt den Betroffenen nur eines: Abwarten, Tee trinken – und hoffen, dass der nächste Sanierungsplan hält, was er verspricht.
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