Betrachtet man die Liste der Redner der heutigen Hamburger Veranstaltung, lässt sich diese Frage einfach beantworten. Keiner der Festredner tritt am Tag der Einheit auf. Stellt sich die Frage: Warum benötigen wir diesen Festakt überhaupt noch? Hier stellen sich unsere Politiker erneut ins Rampenlicht und lassen sich feiern, während das Volk draußen Bratwurst und Matjes essen darf. Der Tag der deutschen Einheit sollte ein Fest für das Volk sein, an dem Menschen aus Ost und West gemeinsam feiern – und nicht nur Menschen aus Hamburg-Ost und Hamburg-West. Meiner Ansicht nach ist diese Veranstaltung in ihrer aktuellen Form völlig überholt. Stattdessen sollte man gemeinsame Veranstaltungen in Ost und West an diesem Tag fördern. Das wäre eine sinnvolle Investition.
Die Art und Weise, wie der Tag der deutschen Einheit gefeiert wird, ist nicht mehr zeitgemäß. Hier muss man sich ernsthafte Gedanken machen. Auch den Ostbeauftragten benötigen wir nicht mehr. Vielmehr brauchen wir mehr Kompetenz aus dem Osten in den Bundesministerien und in der Regierung.
Kaum Ostdeutsche vertreten: In Olaf Scholz‘ 17-köpfigem Kabinett gibt es lediglich zwei ostdeutsche Ministerinnen. Auch in den Ministerien überwiegt das Personal mit westdeutscher Herkunft. Die Linkspartei spricht von einem „Tiefpunkt“.
Knapp 20 Prozent der Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft sind ostdeutsch, geboren in der DDR oder in den sogenannten neuen Bundesländern. Doch die Repräsentation der Ostdeutschen in den Bundesministerien ist deutlich geringer. Wenn man den Anteil der Ostdeutschen an der Gesamtbevölkerung auf die Staatssekretärsposten in den Ministerien der neuen Ampel-Regierung umlegen würde, müssten sechs oder sieben dieser Positionen mit Personen aus Ostdeutschland besetzt sein. Tatsächlich ist jedoch nur einer von 33 Posten mit einem Ostdeutschen besetzt.
Lediglich im Bundesgesundheitsministerium gibt es eine ostdeutsche Staatssekretärin: Antje Draheim aus Rostock. Alle anderen Staatssekretärinnen und Staatssekretäre sind Westdeutsche. Auch auf der Ebene darunter sind Menschen mit ostdeutscher Herkunft selten. Von den 111 Abteilungsleiterposten in den Bundesministerien sind lediglich vier mit Ostdeutschen besetzt. Angesichts dieser aktuellen Situation stellt sich die Frage: Ist das wirklich ein Grund zum Feiern?
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