Durcheinander in der Politik, eine schwache Konjunktur und Differenzen in der Notenbank: Vor Beginn der Austrittsgespräche ist die politische Lage und die für Anleger unklar.
Vor Beginn der Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel sind die Finanzmärkte verunsichert. Ein EU-Austritt kann für die britische Wirtschaft und die Anleger positive und negative Ergebnisse haben. Wie sollen sich Anleger einstellen, wenn unsicherer wird, ob der Brexit Realität wird? Die Unsicherheit betrifft auch Anlagen in Deutschland, wirtschaftliche Entwicklungen in den Städten, die Ersatz für London werden können. Die europäische Bankenaufsicht wird sich so oder so in Frankfurt wiederfinden. Digitale Start-ups erleben ihre Welt in Berlin, London oder San Francisco. Hier kann der Brexit umgekehrt wirken und für London positiv sein. Neue Konjunkturzahlen zeigen eine Abschwächung des Wachstums. Zugleich ist die Unsicherheit über den geldpolitischen Kurs der Bank von England gewachsen, nachdem drei der acht Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses überraschend für eine sofortige Leitzinserhöhung gestimmt haben, während das englische Pfund zum Euro stufenweise – bisher um insgesamt 12 Prozent – gefallen ist; gegenüber dem Dollar 14 Prozent! Am Devisenmarkt wird mit dem EU-Austritt für GB weiterer wirtschaftlicher Schaden erwartet – mit dem schnellen Weg zurück auch. Straffere Geldpolitik wird gefordert.
Die schwierigen Verhandlungen über den EU-Austritt sollen am 19. Juni 2017 beginnen und bis April 2019 abgeschlossen werden. Die Wahlschlappe und der Hochhausbrand haben für Theresa May zu weiterer politischer Unsicherheit geführt. Die Brexit-Verhandlungen könnten erschwert oder erleichtert werden oder dank Bemühungen von M. Macron und Herrn Schäuble vollständig gegenstandslos werden. Aktuell könnte der Weg zurück für den Rest Europas ein Desaster werden, da schon zu viel geändert wurde. Kapitalanlagen könnten gegenstandslos werden und das Ergebnis vieler Fehlinvestitionen am grauen Markt wiederholen.
Der Leitindex FTSE 100 am Londoner Aktienmarkt hat seit dem Referendum um gut 18 Prozent zugelegt und zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch erreicht. Das läuft parallel zu den Aktienmärkten der westlichen Welt und ist kein besonderes Anzeichen. Das Börsenbarometer enthält viele exportorientierte Unternehmen, die vom schwachen Pfund profitieren. Wegen der Pfundschwäche, welche die Importe verteuert, ist die Inflationsrate gestiegen. Im Ausschuss der Notenbank für die Geldpolitik wächst die Zahl der Befürworter einer Zinserhöhung.
Argumente für eine weiterhin lockere Geldpolitik sind mit dem Brexit gegeben, da der britischen Wirtschaft nach aktuellen Erkenntnissen doch geschadet wird. Wie reagieren bisher in GB Investierende, wenn wegen der steigenden Inflation die Reallöhne sinken und die Konsumnachfrage geschwächt wird. Für deutsche Unternehmen ist GB ein bedeutender Abnehmer von hier produzierten Waren. Die Kurse englischer Einzelhandelsaktien an der Londoner Börse gerieten unter Druck.
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