Ein nachdenklich-lustiges Märchen über Glück, Gier und ganz miese Berater.
Es war einmal ein erfolgreicher Geschäftsmann aus der Oberpfalz namens Reich Boller. Über Jahre hatte er sich ein florierendes Unternehmen aufgebaut, das weithin bekannt war. Manche sagten, er sei ein Genie, andere meinten, er habe einfach nur zur richtigen Zeit die richtige Wurst verkauft – doch am Ende spielte das keine Rolle, denn das Geschäft lief wie geschmiert.
Eines Tages klopften einige reiche Geschäftsleute aus dem fernen Asien an seine Tür und machten ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: eine riesige Summe an Goldtalern für sein Unternehmen. „Jetzt oder nie!“, dachte sich Reich Boller und schlug ein.
Und so wurde aus Reich Boller über Nacht ein Multimillionär.
Von Reich zu Glücklos
Doch wer denkt, dass ein Mann mit so viel Gold auch für immer glücklich ist, der kennt die Welt nicht. Denn kaum war das Geschäft verkauft und das Konto prall gefüllt, tauchten sie auf – die Berater.
Sie kamen in feinen Gewändern, mit schillernden Worten und glänzenden Broschüren. „Du musst dein Geld vermehren!“, sagten sie. „Was bringt dir all das Gold, wenn du es nicht für die Zukunft investierst?“ Und Boller, der nun mehr Münzen als Geschäftssinn hatte, ließ sich überreden.
So begann sein Abstieg – und aus Reich Boller wurde Glücklos Boller.
Die zwei großen Fehltritte
Der erste Berater überzeugte ihn, in eine E-Kutschen-Bude zu investieren. „Elektrische Kutschen sind die Zukunft!“, versprach er. „Bald wird jeder Adlige eine haben wollen!“
Doch dummerweise dachte niemand daran, dass die Batterien nach zwei Meilen leer waren und die Kutschen danach nur noch als unbewegliche Sitzgelegenheiten taugten. Kunden blieben aus, die Schulden stiegen – und schließlich war das Geschäft pleite.
Kaum hatte Boller diesen Verlust verdaut, kam der nächste Berater mit der nächsten „bahnbrechenden“ Idee: Kräuter-Container! „Die Leute lieben Heilkräuter!“, säuselte er. „Und wenn wir sie in schicke Container packen, zahlen sie das Zehnfache!“
Boller war skeptisch, doch sein Berater hatte eine überzeugende Statistik und eine noch überzeugendere Provision, also flossen wieder Millionen. Leider stellte sich heraus, dass die „hochwertigen Kräuter“ hauptsächlich aus Rasenschnitt aus dem nächsten Schlossgarten bestanden und die Container alte Fischkisten waren. Als ein Graf nach dem Genuss eines dieser Kräutertees drei Tage lang mit imaginären Drachen kämpfte, brach das Geschäft zusammen.
Auch dieses Unternehmen stand vor der Pleite – und mit ihm Bollers Vermögen.
Die große Erkenntnis
Am Ende saß Glücklos Boller wieder dort, wo er einst angefangen hatte – aber ohne sein florierendes Unternehmen, ohne Millionen auf dem Konto und mit der Erkenntnis, dass seine „Berater“ vor allem eines gut konnten: ihre eigenen Taschen füllen.
Seine Geschichte verbreitete sich schnell, und die Leute in der Oberpfalz sagten von da an: „Wer hoch steigt, kann tief fallen – und wer schlechte Berater hat, fällt doppelt so schnell.“
Und wenn er nicht wieder in eine neue Wunder-Kutschen- oder Kräuter-Start-up-Bude investiert hat, dann sitzt er heute noch da – und überlegt, ob es nicht doch klüger gewesen wäre, einfach sein Unternehmen zu behalten.
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