Vor genau einer Woche stand Joe Biden im National Cathedral in Washington, um eine Rede zu Ehren des verstorbenen Ex-Präsidenten Jimmy Carter zu halten. Während er über Carters Leistungen sprach, saßen im Publikum drei weitere Ex-Präsidenten – Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama – sowie der designierte Präsident Donald Trump. Es war ein symbolischer Moment, der die Parallelen zwischen Biden und Carter unterstrich: beide Präsidenten, die es nicht schafften, eine zweite Amtszeit zu gewinnen.
Der steinige Weg zur Niederlage
Biden trat sein Amt 2021 mit hohen Zustimmungswerten von 57 % an, doch am Ende seiner Amtszeit fiel seine Popularität auf nur noch 39 %. Obwohl er wichtige Erfolge erzielte, wie etwa die Verabschiedung von Infrastrukturgesetzen und die Stärkung der Nato, wurde seine Amtszeit von Krisen überschattet. Der chaotische Rückzug aus Afghanistan, der Umgang mit der Inflation und die langsame Reaktion auf die Migrationskrise an der Südgrenze hinterließen tiefe Spuren. Trotz sinkender Inflationszahlen und wirtschaftlicher Stabilität konnten viele Amerikaner keinen Optimismus für die Zukunft entwickeln.
Biden war zudem mit Kritik an seiner Kommunikation konfrontiert. Einst als mitreißender Redner bekannt, schien er zunehmend Schwierigkeiten zu haben, sich mit der amerikanischen Öffentlichkeit zu verbinden. Zeichen seines fortgeschrittenen Alters und seiner sinkenden Energie wurden von seinen politischen Gegnern – und auch von einigen innerhalb seiner eigenen Partei – aufgegriffen.
Ein Team unter Druck
Während seiner Amtszeit vertraute Biden auf ein erfahrenes Team, das in den ersten Jahren erfolgreich wichtige Gesetze durch den Kongress brachte. Doch mit zunehmendem Druck wurde sein innerer Kreis immer abgeschotteter, was zu internen Spannungen führte. Diese Isolation und die Unfähigkeit, schnell auf neue Krisen zu reagieren, belasteten seine Präsidentschaft schwer.
Laut Insidern waren die großen legislativen Erfolge, wie die Verabschiedung des „American Rescue Plan“, langfristig angelegt und erzielten erst nach Jahren spürbare Effekte. Biden selbst gab später zu, dass es ein Fehler war, nicht greifbare Vorteile für die Wähler schneller sichtbar zu machen.
Der Anfang vom Ende
Biden entschied sich im Frühjahr 2023, für eine zweite Amtszeit zu kandidieren – eine Entscheidung, die innerhalb seiner Partei kontrovers diskutiert wurde. Kritiker argumentierten, dass er „den Stab hätte weiterreichen“ sollen, um Platz für eine jüngere Führungspersönlichkeit zu machen. Seine Kampagne war von Anfang an von Problemen geplagt. Bei einem entscheidenden TV-Duell mit Trump im Juni 2024 zeigte Biden Schwächen, die das Narrativ seiner politischen Gegner – dass er für das Amt zu alt sei – bestätigten.
Inmitten wachsender Kritik und sinkender Unterstützung innerhalb seiner Partei trat Biden schließlich zurück und überließ seiner Vizepräsidentin Kamala Harris die Kandidatur. Doch auch Harris konnte Trump in der Wahl nicht schlagen, was Bidens politische Karriere mit einem Moment der Niederlage beendete.
Bidens Vermächtnis
Joe Bidens Präsidentschaft wird als eine von großen Herausforderungen geprägt in die Geschichte eingehen. Von der Covid-19-Pandemie über globale Konflikte bis hin zu einer politisch polarisierten Nation stand seine Regierung unter enormem Druck. Seine Errungenschaften, darunter die Wiederbelebung der US-Wirtschaft und weitreichende Gesetzesreformen, werden von vielen als bedeutend anerkannt. Doch der Verlust an Vertrauen in seine Führung und die Rückkehr Donald Trumps werden als Schatten über seinem Erbe bleiben.
In einer Woche wird Donald Trump vereidigt und voraussichtlich viele von Bidens Reformen rückgängig machen. Wie nachhaltig Bidens Einfluss auf die USA war, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.
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