Am Mittwoch findet in München der 100. Verhandlungstag im Wirecard-Prozess statt, wo seit 14 Monaten die Verantwortlichen für das Milliardendebakel gesucht werden. Überraschend wurde der Kronzeuge Oliver Bellenhaus, der den ehemaligen Wirecard-Vorstandschef Markus Braun schwer belastet hatte, aus der U-Haft entlassen, was Brauns Anwalt als Ergebnis eines „schmutzigen Deals“ kritisiert.
Bellenhaus, der ehemalige Wirecard-Statthalter in Dubai, hatte sich nach dem Kollaps des Unternehmens den Behörden gestellt und gestanden, dass ein Großteil des Asiengeschäfts erfunden war. Seine Freilassung wurde mit seiner langen Haftzeit, einem Geständnis und Bemühungen um Wiedergutmachung begründet, trotz weiter bestehender Fluchtgefahr.
Im Prozess belastete Bellenhaus Braun schwer, während Braun die Verantwortung von sich weist. Die Verteidigung Brauns hatte erfolglos seine Freilassung beantragt, und die Entscheidung zugunsten Bellenhaus‘ deutet darauf hin, dass das Gericht ihm mehr Glauben schenkt.
Die Dauer des Prozesses ist ungewiss, mit über 80 weiteren Verhandlungstagen bis Jahresende. Kürzlich unterstützte ein Zeuge den Vorwurf der Scheingeschäfte, und der österreichische Unternehmer Stefan Klestil berichtete über Schwierigkeiten im Aufsichtsrat vor der Pleite, insbesondere in Bezug auf die Entlassung von Jan Marsalek und die Herausforderungen in der Kontrolle durch den Vorstand.
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