Vor rund einem Jahr ist die Bilanzfälschung beim Finanzdienstleister Wirecard aufgeflogen, vom einstigen Börsenwunder ist nur ein Wirtschaftsskandal der Sonderklasse geblieben.
Ein U-Ausschuss im Bundestag wollte ergründen, warum in der Affäre trotz Hinweisen alle Kontrollorgane versagten. Am Dienstag wurde der 4.500 Seiten starke Abschlussbericht übergeben, der auch Mitschuldige benennen soll. Doch bei der Beurteilung der Verantwortung wirft der deutsche Wahlkampf seine Schatten voraus.
Der im Oktober eingesetzte parlamentarische Ausschuss hatte monatelang die Vorkommnisse des Skandals aufgearbeitet, bei dem ein Börsenwert von rund 24 Milliarden Euro vernichtet und zahllose Anleger und Anlegerinnen geschädigt worden waren.
Dazu wurden Dutzende Zeugen und Zeuginnen vernommen – darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD), aber auch der österreichische Firmenchef Markus Braun. Er hatte die Aussage verweigert.
Für die Opposition ergab sich aus den Befragungen der Schluss, dass es im Wirecard-Skandal zu einem kollektiven Aufsichts- und Behördenversagen gekommen war. Eine politische Verantwortung für den Skandal liege beim Finanzministerium.
Dieses ist zuständig für die Finanzaufsicht BaFin und die Anti-Geldwäsche-Einheit FIU, die beide nicht rechtzeitig eingegriffen hätten. Die Behörden hätten deutlich früher einschreiten müssen und so den Milliardenskandal zumindest abschwächen können, sagte FDP-Ausschussobmann Florian Toncar bei einer Pressekonferenz zum Abschlussbericht.
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