Erst kürzlich haben wir über eventuell ausstehende Zinszahlungen der QM3 Beteiligung GmbH berichtet. Hintergrund ist eine Kapitalanlage in Form eines sogenannten Nachrangdarlehens. Doch was genau ist das? Hier erfahren Sie alles Wichtige zu dem Thema.
Finanzierungsform als Mischform
Das Nachrangdarlehen – auch nachrangiges Darlehen/nachrangiges Fremdkapital, im englischen: junior debt oder subordinated loans – zählt sich zum Mezzanine-Kapital. Das ist eine Finanzierungsform in Gestalt einer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital. Das Besondere an einem Nachrangdarlehen ist, dass im Falle einer Insolvenz oder Liquidation des Kreditnehmers das Darlehen im Rang hinter anderen Forderungen des entsprechenden Unternehmens zurücktritt. Gegenüber dem Eigenkapital ist das Nachrangdarlehen aber nicht nachrangig. Das bedeutet, dass der Eigentümer des insolventen Unternehmens erst dann Geld zurück erhält, wenn er alle nachrangigen Darlehen in voller Höhe bedient hat.
Die genaue Rangfolge ist:
- Normale Verbindlichkeiten (senio debt: Lieferanten, Banken, etc.)
- Nachrangdarlehen (junior debt)
- Gesellschaftsdarlehen
- Eigenkapital
Die vertragstypischen Pflichten bei einem Darlehensvertrag ergeben sich aus § 488 I BGB. Danach ist der Darlehensgeber verpflichtet, dem Darlehensnehmer einen Geldbetrag in der vereinbarten Höhe zur Verfügung zu stellen. Der Darlehensnehmer ist verpflichtet, einen geschuldeten Zins zu zahlen und bei Fälligkeit das zur Verfügung gestellte Darlehen zurückzuzahlen.
Vorteile und Nachteile von Nachrangsdarlehen
Natürlich ist sehr nachteilig, wenn man im Falle einer Insolvenz ganz hinten in der Reihe der Gläubiger steht. Damit ist sehr wahrscheinlich, dass man leer ausgeht. Wie immer gibt es aber zwei Seiten der Medaille – so gibt es Vorteile und Nachteile für beide Seiten.
Vorteil und Nachteil des Darlehensnehmers
Ein Darlehensnehmer hat mit einem Nachrangsdarlehen die Möglichkeit, auch mit wenig Eigenkapital oder Sicherheiten, an ein Darlehen zu gelangen. Das ist klar ein Vorteil, wenn er sonst keinen normalen Bankkredit erhalten würde. Auch besteht die Möglichkeit, mit einem Nachrangsdarlehen die Darlehenssumme zu erhöhen, falls der Kreditgeber des erstrangigen Darlehens die Höhe – z.B. wegen fehlendem Eigenkapital – beschränkt. Außerdem hat der Darlehensgeber bei einem Nachrangsdarlehen keinen Einfluss auf die Unternehmenspolitik.
Als Ausgleich für das Risiko eines Totalverlustes verlangt der Darlehensgeber oftmals höhere Zinsen. Hieraus ergibt sich für den Darlehensnehmer allerdings ein Nachteil.
Vorteil und Nachteil des Darlehensgebers
Der Nachteil eines Nachrangsdarlehen ist, beispielsweise im Vergleich zu Aktien, dass der Darlehensgeber (Investor) in den meisten Fällen nicht am Erfolg seiner Investition beteiligt ist. Dennoch trägt er aber das komplette Risiko – insbesondere eines Totalverlustes. Auch ist das Kapital in der Regel viel länger gebunden. Vorteilhaft für den Darlehensgeber ist der höhere und feste Zinssatz. Das bedeutet, dass der Kreditgeber mit einem Nachrangsdarlehen einen höheren Zinssatz als der Kreditgeber des erstrangig besicherten Darlehen hat.
Nachrangdarlehen in der Bilanz
In der Bilanz tauchen Nachrangdarlehen auf der Passiva-Seite als Verbindlichkeiten auf. Diese werden beispielsweise unter dem Bilanzposten „Verbindlichkeit gegenüber Kreditinstituten“ verbucht.
Oft werden staatliche Förderprogramme als Nachrangdarlehen vergeben. Auch Crowdinvesting kommt oft in Form eines Nachrangdarlehens vor.
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