Der chinesische Außenminister Qin Gang ist seit über drei Wochen nicht öffentlich aufgetreten. Beim Südostasiengipfel wurde er von Wang Yi vertreten, angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Das Ministerium hat keine weiteren Informationen dazu bekannt gegeben. Qin nahm zuletzt an Gesprächen mit Diplomaten aus Vietnam, Russland und Sri Lanka teil. Das letzte veröffentlichte Foto zeigt ihn mit dem russischen Vizeaußenminister Rudenko. Ein geplantes Treffen mit dem EU-Außenbeauftragten Borrell wurde kurzfristig abgesagt, ohne Begründung.
Die chinesische Regierung bestätigte letzte Woche, dass Qin aus gesundheitlichen Gründen nicht an einem Gipfeltreffen in Jakarta teilnehmen konnte. Es wurden keine Details dazu genannt. Journalisten in Peking haben wiederholt nach Qins Rückkehr gefragt, erhielten jedoch keine Informationen. Die Geheimhaltung von hochrangigen Beamten ist in der Kommunistischen Partei Chinas üblich. Spekulationen über Qins Abwesenheit haben im Ausland zugenommen, und Diskussionen auf Weibo scheinen zensiert zu werden.
Ein Kommentar im „Guardian“ kritisiert die knappen Erklärungen des Außenministeriums. Ein Journalist berichtete, dass Sätze über Qins Verschwinden aus einem Artikel gestrichen wurden. Es wird spekuliert, dass politische Konflikte oder eine Affäre mit einer Journalistin zu seiner Abwesenheit geführt haben könnten. Das chinesische Außenministerium hat jedoch keine Informationen zu der Affäre.
Trotz der Zurückhaltung der chinesischen Regierung gibt es auch innerhalb des Systems Spekulationen über Qins Verschwinden, so Deng Yuwen, ein ehemaliger Redakteur einer kommunistischen Zeitung, der nun Politikkommentator in den USA ist.
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