Auch wenn das zweite Sondierungsgespräch der Union mit der SPD nicht ganz konfliktfrei verlaufen ist, dürfte – Stand heute – eine große Koalition wahrscheinlicher sein als ein schwarz-grünes Bündnis. Ein solches wäre zwar rechnerisch möglich, aber politisch dürften die Schnittmengen zwischen schwarz-rot doch etwas größer sein als zwischen schwarz und grün. Hinzu kommt, dass sich die Grünen nach dem enttäuschenden Wahlergebnis zunächst neu formieren müssen und das gilt nicht nur für die Besetzung von Spitzenämtern. Wollen sie sich weiterhin, wie zuletzt im Wahlkampf, als Umverteilungspartei im linken Parteispektrum positionieren oder rücken sie mehr in die politische Mitte, weil auf dem linken Flügel das Gedränge der Parteien doch sehr groß ist?

Doch selbst wenn es nach erfolgreichen Sondierungsgesprächen zu ernsthaften Koalitionsverhandlungen mit der SPD kommen sollte, werden diese nicht einfach werden. Wie so oft, gilt auch hier: Der Teufel steckt im Detail. Die Einigung auf Ziele oder Überschriften gelingt in der Regel schneller als auf ganz konkrete, ausformulierte Vereinbarungen. Darauf sollte man sich jedoch konzentrieren, denn je mehr Unklarheiten eine Koalitionsvereinbarung enthält, desto mehr Konflikte können im Laufe einer Legislaturperiode entstehen. So oder so: Die nächsten Wochen werden spannend – und anstrengend für alle Beteiligten.“