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Zukunft der (Post-Covid) Pandemiegesellschaft

cromaconceptovisual (CC0), Pixabay
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Im 20. Jahrhundert leisteten die Naturwissenschaftler epochemachende Leistungen, indem sie versuchten verschiedene Wissenschaftsdisziplinen zu vereinen. Aus diesen Bemühungen heraus entstanden die systemischen Ansätze zum Verständnis der Gesellschaft und des Menschen.

John von Neumann, Norbert Wiener, Heinz von Förster und viele andere leisteten hierbei unendlich wertvolle Beiträge.

Aus diesen Bemühungen heraus haben sich in den letzten Jahren verschiedene Wissenschaftsdisziplinen herauskristallisiert.

Aus der Neuropsychologie etwa wissen wir, dass unser Hirn immer versucht Ordnung zu schaffen. Die Wahrnehmungskanäle werden immer vom Hirn geordnet. Dies erkennen sie vielleicht auch dadurch, dass wenn sie auf einen Bildschirm schauen, welcher nur Rauschen enthält, sehen sie mitunter vielleicht Kreise oder Quadrate. Es ist dies ein Versuch ihres Hirns Ordnung in einer Unordnung zu sehen. Dieser chaotische Zustand wird natürlich auch körperlich spürbar.

Um dies zu vermeiden versuchen wir Mechanismen zu finden, welche uns dabei helfen diesen Zustand zu regulieren oder herabzusetzen. Finden wir dies nicht versuchen wir von innen heraus, sowie beim Flimmer-Bild, uns Strukturen zu schaffen, welche uns helfen wieder die Ordnung herzustellen und unseren körperlichen Zustand zu beruhigen.

Wir wollen also wieder Ordnung schaffen.

Wir versuchen in unserem Leben überhaupt alles zu regulieren. Ja wir versuchen sogar das Unregulierbare zu regulieren.

Es liegt auf der Hand, dass dies in allen psychischen Bereichen der Fall ist. Jedes Individuum bevorzugt in der Regel einen Gleichgewichtszustand, von dem aus es mit der Welt interagieren kann.

Wenn nun aus der Welt Unruhe oder Angst kommt, so wird ein System verstört. Wenn von außen keine Hilfe oder entsprechende Information kommt, so bleibt das System in Unruhe oder versucht einen eigenen Gleichgewichtszustand zu finden. Der tiefere Sinn, so man diesen Zustand beheben will, muss es also sein das System von außen und von innen heraus zu beruhigen.

Genau dies ist auch einer der Hauptgründe, warum die derzeitige Corona (Covid 19) Pandemie die Bevölkerung spaltet und sich verschiedene Reaktionsschemata der Menschen herausgebildet haben.

Die Mechanismen sind altbekannt und gehören zum Gedankengut des systemischen Denkens, woraus sich auch die systemischen Psychotherapien entwickelt haben. Ihre Ursprünge liegen, wie eingangs erwähnt, in den Naturwissenschaften. Mit hinzu kommt, dass die Erfahrungen der Menschen dabei eine nicht untergeordnete Rolle spielen.

Jene, welche Probleme mit Autoritäten haben, werden sie gerade auch jetzt verstärkt haben. Jene welche Systemkritisch sind, werden dies jetzt ebenso sein. Hingegen werden jene, welche auf die offiziellen Informationen vertrauen, dies auch jetzt tun.

Gerald Hüther hat dies in seinem Buch „Wege aus der Angst“ noch einmal gut beschrieben. Er weist darauf hin, dass gerade die Extrempositionen fatal sind. Dies hätte in der Gesellschaft nicht passieren dürfen. Die Informationspolitik ist hierbei vollkommen aus dem Ruder gelaufen (und ist es immer noch).

Ehemalige Freunde werden zu erbitterten Feinden. Zu Unrecht werden jene diffamiert, welche den offiziellen Informationsstellen des Staates glauben.

Ebenfalls zu Unrecht werden jene diffamiert, welche kritisch bleiben und eine freie Entscheidung, ohne Zwang von außen, für sich selbst treffen wollen. Die Polarisierung hat Platz gegriffen. Beinahe jede Gruppe fühlt sich, durch sich auch oft widersprechende Maßnahmen der Politik, unverstanden oder falsch behandelt.

Die Gesellschaft ist ein Spielball verschiedener, mittlerweile unkontrollierbarer, Kräfte geworden. Gezielte Fake News tun dabei ein Übriges.- im Allgemeinen und insbesondere auf beiden Seiten der Extreme. Unsere Gesellschaft befindet sich in einer Krise. Die Folgen sind teilweise vergleichbar mit früheren, unheilvollen Zeiten.

Vorbei ist es damit, dass man nur genügend Informationen brauche, um sich entscheiden zu können (wie etwa der Tipp so mancher PsychologInnen oder KommunikationsexpertInnen).

Auch wenn Soziologen meinen manche Länder wären, im Sinne des Aufklärungsbegriffs, nur bedingt aufgeklärt, so zeigen die Wahlen in Deutschland und Österreich vom September 2021 doch eine andere Realität.

Der aktuelle Wahlsieg der SPD in Deutschland und der Kommunisten in Graz sind beredte Beispiele dafür, dass es den Menschen mittlerweile um ganz andere Themen geht als so mancher Soziologe, Kommunikationsprofi oder Psychologe vermutet hatte.

Um aus der Krise gestärkt hervorzugehen muss es uns wieder gelingen die Gesellschaft zu vereinen, ohne die eine oder die andere Gruppe zu diffamieren oder zu benachteiligen.

Dies kann nur durch eine Beruhigung des Gesamtsystems, von innen und von außen, von statten gehen. Erst wenn uns dies gelingt werden die Spannungen in der Gesellschaft wieder weniger, eine tiefere Spaltung verhindert und der Blick nach vorne gerichtet werden.

Es scheint dies das Gebot der Stunde zu sein. Dazu sollten wir uns auf bewährte Ansätze verlassen und auf aktuelle Situationen Bezug nehmen.

Salvatore Giacomuzzi

 

 

 

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