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Zwischen den Giganten: Wie Trumps Zölle Südostasien in die Zange nehmen

PoseMuse (CC0), Pixabay
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Trump droht erneut mit Strafzöllen – doch diesmal trifft es nicht nur China. Auch Südostasiens aufstrebende Volkswirtschaften geraten zwischen die Fronten zweier Wirtschaftsmächte.

Für Unternehmer wie Hao Le aus Vietnam könnten die nächsten Monate über Wohlstand oder Existenznot entscheiden. Sein Unternehmen SHDC Electronics exportiert monatlich Elektronik-Zubehör im Wert von zwei Millionen US-Dollar in die Vereinigten Staaten. Doch das könnte bald Geschichte sein.

Die USA unter Ex-Präsident Donald Trump drohen mit Zöllen von bis zu 46 % auf vietnamesische Waren – derzeit noch auf Eis, aber nur bis Juli. Für Le wäre das „katastrophal“. Und ein Fokus auf den heimischen Markt ist keine Lösung: „Wir können mit chinesischen Produkten nicht konkurrieren – das geht nicht nur uns so.“

Eine Region als Kollateralschaden

Was als Maßnahme gegen Chinas Handelspraktiken begann, droht nun Südostasien massiv zu schaden. Bereits nach Trumps erster Amtszeit überschwemmten chinesische Waren – ursprünglich für den US-Markt gedacht – die Märkte der Nachbarländer. Lokale Produzenten litten, doch neue Chancen entstanden: internationale Unternehmen verlagerten ihre Lieferketten teilweise aus China nach Vietnam, Malaysia oder Indonesien.

Doch mit dem sogenannten „Trump 2.0“–Zollprogramm geraten auch diese Länder ins Visier. Die Begründung: Südostasien dürfe kein Schlupfloch für chinesische Exporte werden.

Xi Jinping auf Charmeoffensive

Chinas Staatschef Xi Jinping reiste diese Woche nach Vietnam, Malaysia und Kambodscha – als Zeichen der Nähe. Doch Trump sah darin nur den Versuch, die USA „über den Tisch zu ziehen“. Die US-Regierung plant bereits neue Verhandlungen mit kleineren Handelspartnern, um deren Nähe zu China zu begrenzen.

Doch der Spielraum der südostasiatischen Länder ist eng: China ist ihr wichtigster Handelspartner, die USA ihr größter Exportmarkt. Vietnam, Malaysia und andere betonen ihre Neutralität – und bitten gleichzeitig Washington um Zollausnahmen.

„Wir können und werden uns nicht zwischen China und den USA entscheiden“, sagte Malaysias Handelsminister Tengku Zafrul Aziz zur BBC. „Wenn etwas nicht in unserem Interesse ist, schützen wir uns.“

Doppelte Abhängigkeit – doppelte Gefahr

In Malaysia, wo US-Chiphersteller massiv investiert haben, könnten geplante Zölle von 24 % den lukrativen Exportmarkt zerstören. Auch Indonesien (drohende Zölle: 32 %) bangt um seine Rolle in der globalen Lieferkette für Elektrofahrzeuge. Besonders drastisch trifft es Kambodscha, wo 49 % Strafzölle drohen – ein Land, das stark von chinesischen Investitionen lebt.

In der Praxis haben diese Maßnahmen bereits Auswirkungen:

  • In Thailand schließen laut Think Tanks monatlich über 100 Fabriken.

  • In Indonesien verloren seit 2023 über 250.000 Textilarbeiter ihre Jobs.

  • In Vietnam setzt die Regierung bereits temporäre Zölle gegen chinesische Stahlprodukte ein.

Selbst innerhalb Chinas wächst die Sorge, durch die Umleitung von Exporten die eigenen Nachbarn zu überlasten – und politisch zu entfremden.

Gewinner in der Krise?

Einige Branchen profitieren dennoch. Malaysia, als weltgrößter Hersteller medizinischer Gummihandschuhe, könnte Marktanteile gewinnen: „Selbst mit einem US-Zoll von 24 % wären unsere Produkte günstiger als chinesische mit 145 %“, sagt Oon Kim Hung, Chef des Branchenverbands.

Auch Unternehmer wie Hao Le sehen neue Chancen: „Früher brauchten US-Firmen Monate, um Lieferanten zu wechseln. Heute geht das in Tagen.“

Doch ein echter Gewinn bleibt fraglich: Die Region steckt in einem geopolitischen Spagat. Eine klare Entscheidung gegen China könnte wirtschaftlich riskant sein – ein Bruch mit den USA ebenso.

Fazit

Südostasien befindet sich in einem Dilemma: Die Zölle der USA sollen Chinas Dominanz brechen – doch sie gefährden auch die Erfolge einer Region, die vom Aufstieg beider Supermächte profitiert hat.

Ob Xi Jinpings Handschlag oder Trumps Zollandrohungen: Die Zukunft Südostasiens hängt zunehmend davon ab, wie lange es gelingt, zwischen den Fronten neutral zu bleiben.

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